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Mortlach 1988-1999

Dez. 12, 2021

Mortlach - „Whisky World 1999“ - Signatory Vintage

Ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Wortlaut mit dem mir mein Fast-Nachbar Malte Schweia von „Malte Talks Malt“ mir diese noch zur Hälfte gefüllte Miniatur des Mortlach 1988-1999 übergab, aber bei mir hat sich sowas festgesetzt wie „Hier, der erinnert mich an Bowmore aus den 80ern. Mit Veilchen und so. Probier mal. Ich fand den widerlich.“ Selbstverständlich hab ich nicht den Hauch einer Ahnung, warum er mir einfach einen schlechten Whisky in die Hand drücken könnte…….okay…….vielleicht doch. Vielleicht, weil ich alles probiere, was mir vors Glencairn kommt. Egal ob es gut oder ein großer Reinfall mit Ansage ist. Also ab ins Glas damit und atmen lassen.

Was über den Whisky bekannt ist: gebrannt 1988 und abgefüllt 1999 von Signatory Vintage für die „Whisky World“ in Idstein vom 12.03. - 14.03.1999. Alkoholgehalt 43%…..und sonst? Nix. Ich bin sowas gespannt, hab aber auch Angst, was Malte mir da wohl angedreht hat.

Aroma:

Für seine 43% ist der Mortlach erstmal recht kräftig in der Nase, was aber auch an den säuerlichen Apfelessignoten liegen kann, die mir als Erstes entgegenkommen. Dazu gibt es im Hintergrund einen leichten, aber immer präsenten, Geruch nach einem feuchten Keller, der vermutlich von der langen Lagerung in der Miniatur kommt. Dosenpfirsiche, Vanille, bittere Eiche und vergorene Mirabellen lassen mich erstmal auf ein Ex-Bourbon-Cask schließen, wobei auch Refill Sherry in Frage kommen könnte. Mich irritiert, das der Dram ein minimales Raucharoma hat, aber vielleicht hat Mortlach in den 1980ern mal mit Torf experimentiert? Im Geruch ist der Mortlach übrigens besser als ich wegen der Vorgeschichte erwartet hatte.

Geschmack:

Im ersten Moment ist der Whisky dünn und nichtssagend, aber dann kommen die Noten, die mir versprochen wurden: Veilchen. Nicht viele, aber ganz klar im Vordergrund erkennbar. Dazu in Maggi aufgelöste Mottenkugeln, staubiges aber trotzdem frisches Gras, feuchte Vanilleschoten, kalter Kaffee von gestern, scharfes Zimtkaugummi, Muskatnuss und wieder ein Hauch Rauch oder doch nur Röstaromen von einem frisch ausgekohlten Fass? Die Veilchennote wird jedenfalls mit jedem Schluck präsenter.

Abgang:

Die Veilchen legen sich schon erstaunlich wenig lecker und viel zu lang auf den Gaumen, aber insgesamt ist der Abgang wohl eher mittellang. Altes Holz, Zimt und Kaffee schwingen noch mit.

Fazit:

Also widerlich ist dieser Mortlach nicht, aber ich würde auch freiwillig keinen zweiten Dram davon trinken, denn lecker geht nun wirklich anders. Der Old Bottle Flavour hat dem. Mortlach nicht gutgetan, aber die Veilchennoten muss er auch vorher schon gehabt haben. Wer Bowmore aus den 80ern mag, dem könnte dieser Whisky vielleicht sogar gefallen - Bei mir ist das allerdings nicht der Fall und ich trink jetzt einen rauchigen Whisky hinterher, um den Mund ein wenig auszubrennen.

Die schon über ein halbes Jahr alte Besprechung von Malte zu diesem Mortlach findet ihr übrigens hier: "Malte Talks Malts"

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