Blog Layout

Moon Harbour - Dock 3

Apr. 23, 2023

Moon Harbour - Über Algen geräuchert - Rotweinfass

Die Brennerei Moon Harbour hab ich wegen ihrer Lage, ihres Namens und ihrer Geschichte schon länger neugierig im Blick: benannt nach dem Hafen von Bordeaux, in dem sie auch liegt, befindet sich die Brennerei seit 2015 in einem deutschen U-Boot-Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, welcher einmal als Treibstoffdepot dienen sollte, aber nie in Betrieb genommen wurde. Regionale Gerste, eigenes Malting und natürlich regionale Bordeaux-Fässer sind derzeit typisch für die Brennerei und sollen es nach Plan auch bleiben.

Der Dock 3, der gerade in meinem Glencairn auf die Verkostung wartet, macht es nun endgültig speziell. Da auch in Frankreich der Abbau von Torf zurückgefahren wird und irgendwann komplett wegfallen soll, müssen neue Lösungen für rauchige Whiskys gefunden werden und bei Moon Harbour hatte man eine besondere Idee: das Gerstenmalz wurde tatsächlich über Algen aus einer nahegelegenen Bucht geräuchert. Dieser Abfüllung konnte ich dann nicht widerstehen.

Aroma:

Der Moon Harbour braucht unbedingt Handwärme. Bei normaler Zimmertemperatur wirkt er kalt, aschig,kräutrig und hat fast etwas von einem Gin. Handwärme gibt dem Moon Harbour einen sanften Holzrauch, Heide, Salz, lila Kirschen und grüne Paprika. Vanille, ein Hauch Zitrus und minimal rote Trauben schwingen ebenfalls noch mit.

Geschmack:

Hui - Das ist mal was ganz Neues für meinen Gaumen. Angebrannter Kaffee mit ordentlich Rotwein und Salz über den jemand gerade Zigarettenrauch pustet. Fette Tannine mit Nougat und alkoholgeschwängerten Kirschen. Dunkles, morsches Holz, ein bisschen Jod und weißer Pfeffer. Trocken, würzig, edelbitter und speziell.

Abgang:

Lang und edelbitter. Aschiger Rauch, Tannine und Espresso kleben ewig lange am Gaumen. Pflaumen, Salz und Sesam kommen noch hinzu. Wirklich lang.

Fazit:

Eindeutig ein Whisky, eindeutig ein Rotweinfass, eindeutig rauchig - Das war es aber auch schon, was ich hier an „typischen“ Whiskykomponenten habe. Die fetten Tannine, das uralte Holz, der kräftige Kaffee und die Heidekräuter dazu machen den Moon Harbour schon zu einer sehr ungewöhnlichen Kreation. Ich stehe ja auf diese dreckig-edelbitteren Noten, glaube aber, dass diese Abfüllung eher was für probierfreudige Nerds ist. Mir gefällt das, so dass für mich auch das PLV mit seinen 61€ passt. Gibt es in Deutschland meines Wissens ausschließlich beim Importeur „Mr Whisky“ zu kaufen.

Share by: