Daftmill 2010-2023 – Winter Batch Release

11. November 2025

Daftmill – 12 Jahre

Als die ersten Abfüllungen der schottischen Farmbrennerei Daftmill in 2018 gefühlt „urplötzlich“ auf dem Markt erschienen, waren die Abfüllungen kurzzeitig sowas wie „Der heiße Scheiß“. Man hatte von dieser Brennerei zwar schon mal gehört, weil sie schrägerweise nur produziert, wenn man auf der zugehörigen Farm gerade mal nicht mit Ernten, Aussähen oder Pflege der Felder beschäftigt ist, denn Getreide, Kartoffeln und Gemüse gehen vor, ebenso wie die hauseigenen Rinder. Die Brennerei ist ein Ein-Mann-Betrieb, produziert in knapp vier Monaten pro Jahr ungefähr 20.000 Liter New Make, baut einen Großteil ihrer Gerste selber an und ist allein deswegen schon eine Seltenheit. Das dann aber im allerersten Schritt direkt 12 Jahre alte Abfüllungen von derartiger Qualität auf den Markt geworfen wurden, kam dann doch mehr als überraschend.


Großer Nachteil für viele allerdings: Der hohe Preis für die Daftmill-Abfüllungen, denn für die meistens 10-12 Jahre alten relativ kleinen Batches musste man schon vor den großen Preissteigerungen der letzten Jahre über 100 € pro Flasche hinlegen, inzwischen sind wir bei etwa 140 €, für Single Casks auch gerne mal bei 200 €. Klar: Kleine Brennerei, alles Handarbeit, alles von den Materialien über die Flaschen, das Abfüllen und den Versand ist aufgrund kleinerer Mengen in der Anschaffung und Umsetzung deutlich teurer. Aber: Ein Schnäppchen ist das wirklich nicht und deswegen aus der allgemeinen Wahrnehmung nach dem ersten Hype wieder so ein bisschen verschwunden. Was aber immer noch geblieben ist: Es gibt aus meiner Sicht kaum eine Brennerei, die eine derart gleichbleibend hohe Qualität erzeugt. Ich gebe sonst nicht übermäßig viel auf Whiskybase-Bewertungen, aber wenn man sich die für Daftmill mal ansieht und mit anderen Brennereiern vergleicht, sind die schon auffällig hoch…..und das entspricht irgendwie auch meinem Bauchgefühl nach jeder Menge Daftmill-Samples, die ich schon probiert hab. 


Jetzt aber zur Abfüllung: Daftmill 2010-2023, Winter Batch Release, 25 First Fill Bourbon Barrels, 6550 Flaschen, 46% Alkoholgehalt – Eine Art 12 Jahre alter Standard in Trinkstärke, wie ihn die Brennerei jedes Jahr abgesehen von ein paar Single Casks einmal im Sommer und einmal im Winter auf den Markt bringt. Ich hab die Abfüllung bei Krüger für <100 € jagen können und schon ein paar Monate zuhause stehen. Jetzt war sie einfach mal dran. Vorausschicken muss ich: Ich bin grundsätzlich ein Daftmill-Fanboy und das könnte bei den Notes auch Durchscheinen, aber ich versuche es so objektiv wie möglich:


Aroma:


Vanille, Südfrüchte und Honig erreichen sanft meine Nase und lassen den Bourbonfassnerd in mir direkt mal lächeln. Mit der Zeit spalten sich die erst undefinierbaren Südfrüchte ein wenig in Ananas und Limetten auf, während das „Honig“ sich zu einem Akazienhonig verändert. Orangenzeste, grüne Äpfel, der Geruch einer blumigen Frühlingswiese, ein wenig Kräutergarten und Toffee bahnen sich noch ihren Weg in meine Nase. Erstmal ein ganz klassischer, sanfter Frühlingsdram aus den Lowlands. 


Geschmack:


Im ersten Moment ein wenig ölig und malzig, aber das wird schnell von einer Mischung aus Omas Apfelkuchen und Creme Brulee ersetzt: Vanille, Äpfel, Zitronen, Mandeln, Orangenschalen, Zimt und Zucker stehen für die süß-säuerliche Seite dieser Abfüllung, während frische, helle Eiche, Tonic Water und Basilikum dem ganzen noch einen Hauch an Bitterkeit verleihen.


Abgang: 


Mittellang und sanft. Hier setzt sich die kräutrige Holzwürze mit ihrer leichten Bitterkeit knapp gegen die ganze fruchtige Süße des Drams durch. Äpfel, Ananas, Vanille und Limette sind aber trotzdem klar erkennbar. 


Fazit:


Ich mag Daftmill und werde hier ziemlich deutlich darin bestätigt. So eine runde, sanfte, vanillig-zitronige Abfüllung Bourbonfassreifung ist aber auch einfach mein Beuteschema und wenn diese dann noch aus einer der liebsten Brennereien kommt, dann ist die Bewertung beinah schon gesetzt. Mit Sicherheit kein Schnäppchen, aber einfach richtig leckerer Whisky. Beim Ausgabepreis zucke ich immer zusammen und warte dann ein bisschen, bis ich in irgendeiner Auktion eine Flasche deutlich günstiger bekomme und sofort zuschlage. Wenn man das Geld dafür ausgeben möchte, eine klare Empfehlung meinerseits.