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Bruichladdich - 20 Jahre - White Label

Apr. 01, 2022

Bruichladdich - 2001-2021 - Sherry Hogshead

Schon seit ein paar Monaten war ich heiß auf einen Glen Elgin im mittleren Alter mit Bourbonfassreifung und als mir am Montag dann noch ein spannender Glenburgie aus einem Islay Cask sehr ans Herz gelegt wurde, war es mal wieder so weit: ich war gezwungen, Whisky zu bestellen. Dies tat ich dann bei deinwhisky.de und als das Paket heute ankam, öffnete ich es selbstverständlich voller Vorfreude. Ganz oben drauf lächelten mich direkt drei (!) von Sebastian Becker mit eingepackte Gratissample an und da ich heute Abend nicht in der Stimmung bin, eine ganz neue Flasche aufzureißen, gibt es einfach eines der Samples, denn zum probieren sind sie da.

Ausgesucht von den Dreien hab ich mir einen 20 Jahre alten Bruichladdich, abgefüllt von Sansibar in der White Label-Serie mit 53,1% Alkoholgehalt, 318 Flaschen, gelagert in einem Sherry Hogshead - Eine richtig dunkle Suppe, wie man in der Fachsprache wohl sagt. Eigentlich ist so eine dunkle, kräftige Sherrylagerung überhaupt nicht meine Komfortzone, aber mich reizt an dem Whisky zum einen, dass es einfach ein Bruichladdich ist, weil ich Whiskys von dort gewöhnlich sehr mag, und zum anderen, dass der Whisky kurz nach der Wiedereröffnung der Brennerei gebrannt wurde, also mit das Älteste ist, was man seit der Wiedereröffnung bekommen kann (Ein Satz, 60 Worte - Sag noch mal einer, ich könne mich nicht kurz fassen).

Aroma:

Schon als ich das Sample öffne und den Bruichladdich ins Glencairn kippe, wallt mir eine fette Sherrynote entgegen, was mir gleich zeigt: schüchtern wird dieser Dram bestimmt nicht sein. Nach 25 Minuten traue ich mich zum ersten Mal näher ran und gleich gibt es ordentlich was auf die Nase: sehr saftige Rosinen, mit Alkohol vollgesogene dunkle Kirschen, altes Leder, in Rum getränkter Tabak, Maggi und Vanille fluten meine Geruchsnerven. Beim genaueren Verriechen finden sich dann auch noch eine ganze Nussmischung, Liebstöckel, frische aufpolierte alte Möbel, Zimt und Orangen. Es bestätigt sich hier schon das, was ich vermutet hab: dieses Sherrybrett ist überhaupt nicht meine Komfortzone. Beeindruckend ist er zumindest im Geruch aber trotzdem.

Geschmack:

Für 53,1 % legt sich der Bruichladdich erstmal recht zurückhaltend auf die Zunge, kommt aber gleichzeitig ölig, fett und fast kaubar daher. Nach kurzer Zeit entwickelt er unter den ganzen Sherrynoten einen spannenden, kleinen Schärfe- und Eukalyptuskick. Drumherum gibt es in einem heftigen Wechselspiel der Aromen Muskatnuss, Zimt, Rosinen, Haselnüsse, Tabak, Brombeeren, Leder, vergorene Orangen, Majoran, matschige Pflaumen, Klavierlack und altes dunkles Holz. Ein höchst eindringlicher, durchdringender Dram.

Abgang:

Lang, saftig herb, bittere Orangenmarmelade, eine alte Lederhandtasche, ordentlich dunkle Eiche, Pflaumen, Nougat, kalter Kaffee, Karamell und Walnussschalen.

Fazit:

Dieser Bruichladdich ist ein absoluter Kracher, beeindruckend, intensiv, vor Aromen nur so überbordend…..und trotzdem mag ich ihn überhaupt nicht. Objektiv weiß ich, dass diese Abfüllung so richtig großartig ist, dass jeder Sherryliebhaber begeistert wäre, dass hier der Bruichladdich-Charakter toll ergänzt wird, dass dieser Whisky viele Tastings richtig dominieren würde, aber zugleich ist das ganze Profil dermaßen weit an meinem Geschmack vorbei, dass hier einfach eine 2cl-Perle vor die Säue geworfen wird. Danke Sebastian, dass du mir den mit eingepackt hast. Tolles Erlebnis, auch wenn ich mir den niemals kaufen würde. Preislich liegt er übrigens bei 349€. Ob das angemessen ist? Keine Ahnung, denn dafür kann ich den Whisky nicht fair genug beurteilen. Falls die Abfüllung euch mal auf einer Messe oder irgendwo anders begegnet: probieren.

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