Blog Layout

3x Hammerschmiede - Elsburn, Willowburn, Emperor’s Way

Aug. 19, 2021

 Elsburn Oda, Willowburn Exceptional, Emperor’s Way Henry IV

Seit mehreren Jahren beobachte ich auf Social Media intensiv, was Hercynian Distilling bzw. die Hammerschmiede so alles unter verschiedenen Namen wie Elsburn, Willowburn, Alrik oder Emperor’s Way an Abfüllungen veröffentlicht und über die eigene Brennerei schreibt und mir ist dabei irgendwie nie aufgegangen, dass ich von dort noch fast gar nichts getrunken hab. Als ich darüber neulich stolperte, machte ich mich sofort auf die Suche nach Samples und wurde über einen Facebook-Post fündig bei Robin, bei dem ich eine Großbestellung aus seiner Sampleliste aufgab. Jetzt stehen hier 11 Hammerschmiede-Samples, die probiert werden wollen und diese drei machen den Anfang:

Elsburn Oda 2020 - Ein NAS-Whisky mit einer Kombination aus Sherry-, Port-, Malaga- und GrandCru-Fass, 48% Alkoholgehalt, abgefüllt für den Klosterhof Brunshausen

Willowburn Exceptional Collection - Single Bourbon Cask mit Firkin Finish, 5 Jahre alt, 54,8% Alkoholgehalt

Emperor’sWay Henry the IV - PX Sherry Hogshead & Octaves, gebrannt zwischen 2012 und 2016, abgefüllt 2020, 56,9% Alkoholgehalt

Da ich wie oben ja schon geschrieben keine Ahnung von den Abfüllungen der Hammerschmiede hab, habe ich die Samples relativ wahllos aus dem Samplehaufen rausgeholt. Einzige Bedingung war: ich wollte drei verschiedene Namen haben……und jetzt bin ich gespannt, was mich so erwartet.

Aroma:

Elsburn Oda:

Dieser Whisky ist nicht schüchtern, sondern kommt direkt mit ordentlich Kraft aus dem Glas und im ersten Moment hätte ich dem klar mehr als 48% Alkoholgehalt gegeben. Dazu kommt eine heftige Portion an süßen Früchten wie Himbeeren, Kirschen, Pflaumen und dunkle Trauben kombiniert mit Haselnüssen, Mandeln und Nougat. Erstaunlich ist für mich eine leicht staubig-muffige Note, die an einen alten Kleiderschrank auf dem Dachboden erinnert. Handwärme sorgt für eine richtig kräftige Mandelnote.

Willowburn Exceptional:

Auch dieser Dram hat ordentlich Kraft und wirkt gleichzeitig erfrischend. Karamell, minimal rote Trauben, Toffee, Ananas, Vollmilchschokolade und grüne Äpfel. All das gibt es ziemlich direkt auf die Nase und danach kommt dann nichts Neues mehr.

Emperor’s Way:

Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich diesen Dram sofort irgendwie nach Skandinavien verlegt: Wacholder, Heide, Rosinen, Schwefel und Cranberries vermeint meine Nase sofort zu entdecken. Später kommen noch Leder, leichter Rauch und Menthol hinzu, noch viel später gibt es ölige Sherrynoten. Je mehr Zeit der Whisky im Glas verbringt, umso besser wird er und umso eher verschwinden diese Wacholder-Heide-Noten vom Anfang.

Geschmack:

Elsburn Oda:

Auch im Mund hat der Oda ordentlich Kraft und steigt erstmal mit einer Pfeffer-Eukalyptus-Note auf der Zunge ein, bevor Rosinen, Pflaumen, Schokolade, Walnussschalen und Muskatnuss die Führung übernehmen, wobei die Schokolade spürbar dominiert. Diese ist dabei eine spannende Mischung aus Nougat und kaltem Kaffee, was den Dram trotz seiner Süße ordentlich trocken macht. Im Hintergrund zeigt sich eine sehr dezente Rauchnote.

Willowburn Exceptional:

„Ups - Unerwartet“ ist mein erster Gedanke. Nach der durchaus kräftigen Nase hatte ich meine Zunge für einen härteren Angriff gewappnet und werde mit einem trotz 54,8% sehr mildem und sanftem Antritt überrascht. Meine Zunge tastet regelrecht Aromen suchend umher, bis der Willowburn dann nach zwei, drei Sekunden regelrecht explodiert. Granny Smith, Vanille, eine Menge Malz, elegant bitteres Holz, Aprikosen und Röstaromen breiten sich plötzlich in meinem Mund aus, ziehen die Wangen nach innen und verschwinden dann aber auch direkt wieder.

Emperor’s Way:

Mein Kopf sagt sofort „Rauchiger Whisky mit Sherry und zwei Tropfen Gin“ und dies zieht sich dann auch durch die weitere Verkostung: der Rauch dieses sehr öligen, vollmundigen Drams erinnert an die Lederjacke, die man am Abend vorher am Lagerfeuer getragen hat, kombiniert mit dem Geschmack der Zigarette, die man sich morgens um 5 Uhr am Ende eines langen Abends hat aufschwatzen lassen. Die Sherrynoten äußern sich in Rosinen, Muskat, Walnüssen und dunkler Schokolade. Im Hintergrund schwingt eine Wacholder-Hagebutte-Liebstöckel-Note mit, die mich einfach an Gin erinnert.

Abgang:

Elsburn Oda:

Lang, pfeffrig und staubtrocken. Dunkle Schokolade und Kaffee, Rosinen und Walnüsse, wärmend und dezent bitter, Orangen und Muskat.

Willowburn Exceptional:

Eher kurz, mit Röstaromen, Toffee und bitterer Orangenmarmelade.

Emperor’s Way:

Lang und aschig, trocken und leicht bitter, Orange und Schokolade, Gartenkräuter.

Fazit:

Ich hab ja von den Hammerschmiede-Abfüllungen keine große Ahnung, aber nach diesen ersten drei Drams würde ich sagen: „subtil“ scheint dort eher ein Fremdwort. Alle drei hauen mir ihre Aromen direkt auf die Schnauze, so dass ich mich nicht groß reinarbeiten muss. Trotzdem sind sie alle drei süffig, dafür mangelt es an einer gewissen Komplexität. In der Verkostung aller drei Drams nacheinander ist mir das ein bisschen zu viel Direktheit und ich persönlich würde die nicht nochmal an einem Abend so nacheinander trinken, sondern etwas Beruhigung für den Gaumen einbauen. Trotzdem gilt: die sind alle durchaus sehr lecker. Mein persönlicher Favorit des Abends ist der Willowburn, weil mir Bourbonfassreifungen einfach am meisten zusagen. Freue mich jetzt jedenfalls auf die anderen acht Samples, die dann demnächst auch ihren Weg ins Glencairn finden werden.
Share by: