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Whiskys des Jahres 2021

Jan. 02, 2022

Eine völlige subjektive Auswahl Whiskys für 2021

Der Whiskymarkt hat auch in diesem Jahr jede Menge an Krachern, Geheimtipps und Gaumenschmeichlern im Angebot gehabt. Wer kann da noch den Überblick bewahren oder gar all die obskuren Abfüllungen durchprobieren? Ich bin da auch keine große Hilfe, aber für meinen ganz persönlichen, ultimativen, unfassbar subjektiven und selbstverständlich vorurteilsgeleiteten Jahresrückblick reicht es aus. Hier sind also meines Whiskys des Jahres. Entscheidendes Kriterium: Begeisterung. Herausgekommen ist eine entschieden unrepräsentative Auswahl. Angefangen bei seltenen unabhängigen Abfüllungen hinüber zu Whiskys, die für mein Budget eigentlich zu teuer sind, und unter beinah völligem Ausblenden von Standardabfüllungen. Auf dem Foto finden sich die meisten meiner Lieblinge 2021, teilweise als nachgekaufte, weil zwischendrin bereits geleerte, Flasche und teilweise mit der von mir mal besprochenen Flasche. Es gibt aber auch eine Abfüllung, die ist nicht drauf, weil sie einfach leer und nicht mehr zu einem Preis zu kriegen ist, den ich bezahlen möchte, daher gibt es unten alle Whiskys nochmal mit den Einzelfotos aus meinen jeweiligen Tasting Notes.

Normalerweise hat so eine Bestenliste immer einen Countdown, aber das finde ich doof, denn dann kann ich nicht sofort mit meinem absoluten Liebling des Jahres rausplatzen und ich halte es doch selber kaum aus, diesen Whisky noch weiter zu promoten:

Es ist ein…..ein? Nein, nicht „ein“, es ist „der“ Tormore 27 Jahre von Berry Bros & Rudd mit Odessa Black Wine Cask Finish. In diesen Whisky bin ich ein bisschen verliebt: das Finish in dem Fass mit dem kräftigen, schweren „Bordeaux der Ukraine“ ergänzt sich perfekt mit dem würzig-vanilligen Tormore und haut mich jedes mal einfach um. Dieser Whisky ist mit 220 +x € mit Sicherheit nicht das Schnäppchen des Jahres und eigentlich über meinem persönlichen Budget, aber er ist diesen Preis einfach wert. Wer immer diesen Whisky mal in die Nähe eines Glases bekommt: probieren und verlieben. Traut euch……oder lasst es, dann kann ich ihn mir vielleicht nochmal nachkaufen.

Meine „Standardabfüllung des Jahres“ ist nur so halb ein Standardwhisky, denn die Abfüllung erscheint jedes Jahr eigentlich nur in geschmacklich deutlich voneinander abweichenden Batches, aber sie erscheint immerhin jedes Jahr, was keine der anderen Flaschen in meiner Highlightliste von sich behaupten kann: es ist der Longrow 18 Jahre aus dem Hause Springbank. Geöffnet hab ich in diesem Jahr die 2018er-Abfüllung aus Rum- und Refill Sherry Casks, die sich als ein absolut lohnenswerter, erstaunlich süffiger, aber trotzdem mächtig komplexer Whisky präsentiert und mich schlicht und einfach begeistert hat. Da ich die 2016er, 2017er und 2019er-Version ebenfalls zuhause stehen und offen habe, kann ich sagen: auch diese sind großartig, also spreche ich mal die Empfehlung aus: den Longrow 18 könnt ihr immer unbedenklich kaufen, auch wenn Abfüllungen von Springbank natürlich gerade nicht billig sind.

Meine „Bourbonfass-Abfüllung des Jahres“ (Ja, ich weiß, komische Kategorie, aber irgendwie muss ich meine Lieblinge doch kreativ in diesem Text unterbringen) ist ein 12 Jahre alter Miltonduff aus der Best Dram-Serie meines zweitliebsten Druiden Michel Reick (Sorry Michel, Miraculix wird immer vorn bleiben) durchgängig gelagert im First Fill Bourbon Barrel. Dieser Whisky enthält nicht nur die typischen, tollen vanillig-schokoladig-blumigen Noten von Miltonduff sondern hat auch wirklich heftige Einflüsse aus dem Bourbon Barrel bekommen: Kekse, Mirabellen, schwarzer Tee mit Milch, Aprikosen, Wildkräuter und noch viel mehr. Erstaunlicherweise ist der Whisky aktuell noch sehr gut für relativ günstige 70 € zu bekommen, aber es sei klar gesagt: der ist nur was für Liebhaber von Bourbonfassreifungen und nicht für Genießer, die sich an derartige Abfüllungen mal ranarbeiten wollen.

Meine „Überraschung des Jahres“ und zugleich sowas wie mein „Sommerwhisky des Jahres“ war eine Abfüllung, die ich bereits im Oktober 2020 geöffnet, als „interessante Mischung aus spannend und langweilig“ besprochen und dann wieder in den Schrank gestellt hatte: der Jura Brooklyn mit dem der Master Distiller der Brennerei gemeinsam mit einigen Einwohnern des New Yorker Stadtteils einen Whisky kreieren wollten, der schmeckt, wie dieser Stadtteil ist, also nach relaxten, geschmeidigen und kühlen Hipstern, die Kaffee und Zigaretten dabei sowie vorher einen Fruchtsmoothie getrunken haben. Im Herbst 2020 war diese Kombination für mich nicht stark, aber als der an einem warmen Sommertag Anfang Juli 2021 wieder in meinem Glas landete, war ich urplötzlich begeistert: dieser Whisky passte großartig in den Sommer und war dann auch mit Freunden schnell geleert. Für die aktuell aufgerufenen 150 € ist er mir zu teuer, aber wenn ich den mal auf einer Auktion sehe…..

Mein „Schnäppchen des Jahres“ stammt aus einer Fassteilung bei Mr. Whisky „Michael Reckhard“: drei Flaschen eines 12 Jahre alten Macduff in Fassstärke aus dem Bourbon Cask für je 49 €. Ich mag einfach Whiskys von Macduff und dieser hier hatte genau das, was die Brennerei für mich ausmacht: die säuerlichen Zitronen/Limettennoten, kräftiges Malz und Getreide sowie diese würzigen Noten aus zu lange gezogenem grünen Tee und Gartenkräutern. Einfach lecker, einfach süffig und in diesem Fall noch unschlagbar günstig.

Was gab es noch in 2021? Viele Samples und Miniaturen, viele neue noch ungeöffnete Flaschen, viele böse Blicke der besten Frau aller Zeiten, wenn sie die Neuankömmlinge skeptisch betrachtet hat. Wieder viele Blogbeiträge, erstmals auch Artikel außerhalb von Tasting Notes, leider keine einzige Messe dieses Jahr, spannende Online-Tastings, höchst unterhaltsame Stammsofas, Community-Meetings oder Aftershow-Abende sowie ein weiteres tiefes Eintauchen in die deutsche Whisky-Community. Grundsätzlich viele schöne Momente, die aber von Angesicht zu Angesicht sicherlich noch viel schöner gewesen wären. Vielen Dank jedenfalls an alle, die den Blödsinn, den ich manchmal schreibe, auch noch lesen oder gar kommentieren. Jede Rückmeldung ist schön, sehr willkommen und wird mit Freude registriert, denn ich schreibe hier zwar auch viel für mich selber, weil ich mir die Eindrücke zu den ganzen Whiskys sonst nur schwer merken kann, aber mein Ego ist natürlich auch vorhanden und freut sich über Abos, Gefällt Mir, Likes, Kommentare, Kritik, wasauchimmer.

Für Interessierte mal ein paar Zahlen zu meinem Blog:

129 Beiträge - Erschreckend viele, muss ich gestehen, aber auch 9 weniger als in 2020
Grob 2.800 Besucher im Schnitt pro Monat, insgesamt 33.613 im ganzen Jahr. Ist das viel oder wenig? Keine Ahnung. Ich gehöre ja eher zu den Bloggern mit wenig Likes/Abos auf Facebook, Instagram oder wo auch immer, weil ich selten über die gängigen Abfüllungen schreibe, daher müsste ich eigentlich im Vergleich eher im unteren Bereich liegen.
Meist aufgerufener Beitrag: mein Artikel „Zwei Jahre Blog - Irgendwas gelernt?“ führt knapp vor „Whiskyauktionen - Beobachtungen, Erfahrungen, Tipps“.
Bei den Tasting Notes liegt ein Vergleich eines 2020er Oban 14 mit einem Oban 14 aus den 1990ern ganz vorne, gefolgt vom Oban 12 Jahre aus den Special Releases 2021 und dem Werder Bremen Whisky. Bei all diesen drei Tasting Notes hatte ich übrigens mächtig Spaß beim Schreiben, also färbt das vielleicht auf die Anzahl der Leser irgendwie ab, auch wenn das aus dem puren Link irgendwo nicht erkennbar ist?
Top 3-Länder aus denen die Besucher des Blogs kamen: überwiegend Deutschland, danach USA und Großbritannien. Direkt anschließend folgt erstaunlicherweise Costa Rica, wo ich ein oder zwei sehr regelmäßige Leser zu haben scheine.
Whisky-Trinker scheinen deutlich überdurchschnittlich Apple-User zu sein, denn 61% aller Aufrufe erfolgten über Mac-Betriebssysteme.
Die meisten der Besucher des Blogs haben diesen über Instagram gefunden, gefolgt von Facebook und der Google-Suche.

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