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Inverleven 1979 - Gordon & MacPhail

Juni 30, 2021

 Inverleven 1979-1994 - Gordon & MacPhail

Am Abend einer verlorenen Europameisterschaft kann es nur einen Malt aus einer verlorenen Destillerie geben, auch wenn der Anlass ja eher ein trauriger ist: Inverleven 1979, abgefüllt 1994, 40% Alkoholgehalt - Über die verwendeten Fässer ist nichts bekannt.

So weit die Rahmendaten, kommen wir jetzt zum Bildungsteil, denn den kann ich ganz in Ruhe tippen, während der Malt im Glas atmet und Schweden vs Ukraine vor sich hin dümpelt: Inverleven wurde 1938 auf dem Gelände der Grain-Brennerei Dumbarton gebaut und war von Anfang an darauf ausgelegt, ausschließlich Malts verschiedener Stile für den Ballantine‘s Blend zu produzieren. Offizielle Abfüllungen hat die Brennerei während ihres gesamten Bestehens nie herausgebracht, war aber gelegentlich abgefüllt von Cadenhead oder Gordon & MacPhail erhältlich. 1991 wurde die Produktion eingestellt und 2003 erfolgte zusammen mit der Schließung von Dumbarton der teilweise Abriss. Der Großteil der Inverleven-Brennerei wurde dabei von Bruichladdich „gerettet“ und ist seitdem auf Islay eingelagert, sollte er doch ursprünglich für die Ausstattung einer neu zu eröffnenden Port Charlotte-Brennerei verwendet werden - Aber die entsprechenden Plänen liegen ja seit vielen Jahren auf Eis. Nur der Lomond-Still von Inverleven wurde bei Bruichladdich verbaut und produziert jetzt den bekannten Botanist Gin. Bildungsteil Ende.

Aroma:

Süß, fruchtig und prickelnd mit Kellermuff - Der erste Eindruck ist spannend und vielversprechend. Der Inverleven ist nicht allzu offensiv unterwegs und ich muss meinen Zinken tief im Glencairn versenken, um ihm genauere Aromen zu entlocken: Honigbonbons, Muskatnuss, überreife matschige Äpfel, frisch aufpoliertes altes Holz, Heu und getrocknete Aprikose. Gratis dazu gibt es ein wenig Old Bottle Flavour in Form von nasser Pappe und einem alten Kleiderschrank.

Geschmack:

Dünnes, würziges Holz landet als Erstes auf meiner Zunge und wird begleitet von einer kleinen Portion Ingwer. Der Dram ist relativ dumpf und ölig, ansonsten aber nicht wirklich hervorstechend. Grapefruit, Honig und Butterkekse meine ich noch am ehesten rauszuschmecken, Kaffee, dunkle Schokolade und feuchte Erde sind ebenfalls in Nuancen vorhanden.

Abgang:

…..und weg. Kurz, bittersüß, dunkel, Ingwer und Pflaumen. Trocken.

Fazit:

Kein großartiger Whisky, aber auch keine Enttäuschung. Im besten Sinne nett und auch süffig, aber ohne bleibende Eindrücke, ist dieser Inverleven am ehesten dadurch spannend, dass er ein old school-Whisky ist. Fairerweise muss man natürlich sagen, dass er nie dafür gedacht war, als Single Malt genossen zu werden, sondern lediglich um ein bestimmtes Profil in den Ballantine‘s hineinzubringen. Hab ich probiert, Haken dran und jetzt widme ich mich der zweiten Hälfte der Verlängerung.
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