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Glen Grant 1959 & 1960

Juni 27, 2021

 Glen Grant 1959 & 1960 - Gordon & MacPhail

Zur Hochzeit von Prinz Andrew und Sarah Ferguson im Jahre 1986 wurden vom unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail insgesamt sieben Vattings aus Whiskys der einzelnen Geburtsjahre der beiden Eheleute (Sarah Ferguson 1959, Prinz Andrew 1960) erstellt. Mit dem Glen Grant, der gerade in meinem Glencairn vor sich hin atmet, habe ich eines dieser Vattings heute vor mir und bin schon sehr gespannt. Den Linkwood, den Glendronach und den Mortlach der Serie habe ich in den letzten Wochen bereits getrunken und entsprechende Notes verfasst. Zwei Weitere habe ich in nächster Zeit noch vor mir (Pride of Strathspey, MacPhails).

Die Rahmendaten des Glen Grant sind einfach: Vatting aus den Jahrgängen 1959 und 1960, abgefüllt mit 40 % Alkoholgehalt im Jahre 1986. Über die Fasslagerung ist nichts bekannt, aber die ersten drei Vattings von Mortlach, Glendronach und Linkwood waren eindeutig Sherryfässer und die dunkle mahagonibraune Farbe des Glen Grant lässt mich hier wieder ähnliches vermuten.

Aroma:

Saftige Orangen, überreife Mango, dunkle Johannisbeere und Milchschokolade drängen trotz des nur sehr geringen Alkoholgehalts regelrecht aus dem Glas. Nach fast 35 Jahren in der Miniatur wirkt der Glen Grant immer noch spritzig und belebend, trotzdem aber altersmilde und gesetzt. Leichte Möbelpolitur, frisch gegerbtes Leder, Akazienhonig, Litschi, Erdbeeren und Datteln lassen sich ebenfalls deutlich finden. Und, auch wenn der Vergleich angesichts eines derart altehrwürdigen Whisky nicht passend sein mag, ein sommerlicher Eimer Sangria taucht auch noch auf. An diesem Whisky könnte ich ewig riechen. Wow.

Geschmack:

Noch während ich den ersten Schluck im Mund habe, werfe ich sicherheitshalber noch einen Blick auf das Label: ja, der hat wirklich nur 40% - Mein Gaumen hat nämlich sofort 48+x % zurückgemeldet, so viel Kraft hat dieser Glen Grant, und gleichzeitig hat der Rest meines Mund vermeldet, dass man diesen Whisky kauen kann, so dickflüssig wirkt er. Würziges, dunkles Malz, kalter Kaffee, Muskatnuss, Vanille, brüchiges Holz, Mago und extra stark verschrumpelte Rosinen bilden das Rückgrat des Drams, der wie in der Nase aber auch mit einzelnen Noten nur so um sich wirft. Die Muffigkeit von Omas Kleiderschrank ist ebenso präsent wie Nougat, verkohlte Walnüsse, matschige Äpfel, Zitronengras, Toffee und Orangenschalen. Immer noch Wow.

Abgang:

Mittellang, leicht muffig, mit Orangen und Erdbeeren, Walnüssen und Muskat, bittersüß und cremig. Hab ich schon „Wow“ gesagt?

Fazit:

Wow. Einfach nur wow. Ich glaube nicht, dass ich in den letzten vier, fünf Jahren etwas auch nur annähernd vergleichbares getrunken habe. Wenn ich mir eine ganz Flasche davon leisten könnte, ohne danach von meiner Frau rausgeschmissen zu werden, würde ich es jetzt tun. Ich hätte nie gedacht, dass mal eine alte Sherryabfüllung in meine absoluten Whiskyhighlights aufsteigen würde.
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