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Blogger- und Vloggertreffen bei der Birkenhof Brennerei

Mai 24, 2023

Blogger- und Vloggertreffen bei der Birkenhof Brennerei am 13.05.2023

Irgendwann im späteren Stadium des Blogger- und Vloggertreffens bei der Birkenhof Brennerei hab ich zu Steffi Klöckner, der Chefin des Birkenhofs, als kleines Fazit gesagt: „Ich hab drei Single Casks von euch zuhause stehen, bei eurem Online-Tasting mitgemacht und mich auf der Hanse Spirit von Jonas mit eurem Eierlikör abfüllen lassen, aber ich wusste nicht, dass ihr DAS auch alles könnt.“ Wie man unschwer an meiner Aussage erkennen kann, war ich schon vorher ein Fan der Whiskys der Birkenhof Brennerei, daher hab ich umso begeisterter die Chance genutzt, an dem Treffen direkt vor Ort teilzunehmen, als die Einladung kam. Vielleicht ist mein Bericht daher auch nicht ganz so neutral wie gewohnt, aber da müsst ihr jetzt durch. Außerdem ist der Bericht erschreckend lang, aber ihr schafft das schon.

Während die große Gruppe der Blogger und Vlogger mit mir mittendrin fröhlich plappernd vor dem Hotel auf den Shuttle zur Brennerei warteten, wurden untereinander bereits lange versprochene Samples ausgetauscht und die ersten alten Geschichten aufgewärmt. Auch wenn einige einander noch gar nicht kannten, verband des gemeinsame Whiskyhobby dann doch sofort. Angekommen vor Ort wurden wir dann von Jonas Klöckner, seines Zeichens Destillateurmeister und Sohn des Hauses, mit einem „Luk Sour“-Cocktail begrüßt – Einem leicht säuerlichen Drink mit dem hauseigenen fassgelagerten Korn als Grundlage. Während wir diesen leckeren Start in den Tag genossen, begrüßte uns Steffi Klöckner und bei ihrer Schilderung des Tagesprogramms fiel mir dann erstmal die Kinnlade runter: Brennereiführung, probieren direkt aus Fässern, Blending Workshop, Kuchen, zwei große Tastings mit Food Pairing und anschließend noch ein Barbecue und weiterhin ausgewählte Getränke. Ein straffes Programm stand uns bevor.

Los ging es mit einer relativ klassischen Brennereiführung: schnuppern an der Maische und Besichtigung der alten Kornbrennerei und der Brennblase für den Whisky, gefolgt von der ersten Überraschung, denn direkt vor unseren Augen wurde über den Tag hinweg aus der laufenden Destille ein Fass extra für unser Bloggertreffen abgefüllt und wir konnten dann auch den dort reinlaufenden New Make probieren. Hier wurde meine persönliche Erfahrung mal wieder bestätigt: je weniger mir ein New Make zusagt, umso besser schmeckt mir später der Whisky der entsprechenden Brennerei. Das mag bisher Zufall gewesen sein, aber passt für mich einfach. 

Anschließend ging es in Richtung des ersten Fasslagers, wo Jonas für uns die erste Fassprobe des Tages zog: einen in Virgin Oak gelagerten Whisky mit satten 65%. Genau mein Beuteschema und einfach lecker. Im zweiten Fasslager gab es dann eine Fassprobe aus einem Oloroso Sherry Fass von Ximenez Spanola. Da ich ja bekanntermaßen überhaupt kein Fan von Sherryfassreifungen bin, hab ich da nur kurz dran genippt und auch auf die beiden Sherry verzichtet, die vorher in dem Fass gelegen hatten und ebenfalls zum Probieren bereitstanden. Die anschließende Fassprobe eines Peated Whisky aus einem Rumfass in dem vorher der hauseigene Jon-Rum gelegen hatte, war dann aber wieder absolut meine Baustelle. Lecker und aus meiner Sicht schon abfüllungsreif. Übrigens liegen derzeit knapp 800 Fässer Whisky im Lager beim Birkenhof. Das klingt erstmal nach nicht wirklich viel, aber wenn man sich bewusst macht, dass Whisky nur etwa 5% des Outputs der Birkenhof Brennerei ausmacht, dann weiß man plötzlich, welche Mengen hier hergestellt werden.

Über die Abfüllstation und weitere Bereiche gelangten wir schließlich in einen für uns aufgebauten Blending Room, in dem jeder für sich aus vier verschiedenen Whiskys a 0,2 Liter eine eigene Abfüllung mit 0,35 Liter kreieren konnte. Zwei Fassproben aus Virgin Oak-Fässern, eine aus einem PX-Fass (jeweils 5 Jahre alt) und ein Peated aus einem Bourbonfass (etwa 6 Jahre alt) standen uns dafür zur Verfügung. Allseits begann direkt ein fröhliches Werkeln mit Pipetten, Reagenzglas und verschiedensten Mischungen gepaart mit vielfältigem Probieren, Probieren, Probieren der eigenen Mischungen. Mein Ergebnis, welches nach meiner hier völlig objektiven Meinung natürlich das Beste war, ergab 20% vom ersten Virgin Oak-Fass, 60% vom zweiten Virgin Oak-Fass (beide schmeckten trotz identischer Lagerung und identischem Destillationsdatum deutlich unterschiedlich), 10% vom Peated und 10% Wasser als idealen Whisky mit am Ende 50,1% Alkoholgehalt. Die Flasche steht jetzt mit einem schicken Etikett versehen bei mir zuhause in der Whiskytruhe und wird nach ein wenig Zeit nochmal verköstigt, ob der Inhalt wirklich so perfekt gelungen ist, wie von mir erinnert…..wobei das natürlich eigentlich außer Frage steht, aber sicher ist sicher. Anschließend gab es erstmal ein bisschen Kuchen, Scones, Kaffee und Tee, um die Geschmacksnerven wieder runterzufahren.

Der nächste Weg führte uns wieder vorbei an dem weiter in der Befüllung befindlichen Fass, auf dem wir jetzt alle noch unterschreiben konnten, in den großen Tasting Room, wo ich erstmal große Augen machte und meine Leber erschrocken zuckte: für jeden von uns standen bereits 12 (!) abgedeckte Gläser zur Verkostung bereit. 6 Edelbrände und Liköre sowie 6 Whiskys, die nun mit zwei Food Pairings von uns nach und nach probiert wurden. Küchenchef Detlev Ueter hatte sich hier nicht lumpen lassen und wirklich kreative (und auch wunderbar anzusehende) kleine Gerichte erstellt, die nun nach und nach zu den ersten sechs Gläsern gereicht wurden:


  • Ein Rote Bete-Brand kombiniert mit Saibling, Gurken, Radieschen und Rosinen – Ich bin überhaupt kein Fan von Rote Bete, was sich auch hier niederschlug, aber viele der anderen Teilnehmer waren durchaus sehr angetan
  • Ein Wildorangen-Brand kombiniert mit Ziegenkäse, Karottencouscous und Minze – Der war völlig ok und harmonierte gerade mit der Minze ganz wunderbar
  • Ein Gin kombiniert mit einem Stück Wild, Popcorn und Orangenmais – Bääääh. Gin. Ich hab tapfer dran genippt, aber Gin ist mir ähnlich zuwider wie Sherry. Bei anderen Teilnehmern kam der sehr gut an. Das Pairing passte aber trotzdem wunderbar und war sehr lecker.
  • Ein Mirabellen-Brand kombiniert mit Perlhuhn, schwarzer Walnuss-Sauce und Löwenzahn-Chutney – Dieser Brand war für mich der Beste und das Pairing gerade mit der Walnuss-Sauce war großartig
  • Ein Haselnussbrand kombiniert mit einem Marzipantörtchen mit Aprikosen – Flüssiges Hanuta. So umschreibt man diesen Brand wohl am besten. 
  • Ein Ingwer-Creme-Likör kombiniert mit einem Mango-Sorbet, weißer Schokolade und Olivenstreuseln – Sehr schräger Likör, mehrfach prämiert, aber nichts für mich. 


Insgesamt stellt der Birkenhof außer Whisky noch diverse anderen Spirituosen wie Edelbrände, Gin, Rum, Korn und Liköre her, die uns hier mal in einem kleinen Auszug vorgestellt wurden. Als Whiskyfan finde ich hier besonders spannend, dass viele dieser Destillate auch in Fässern gelagert werden, die dann später vielleicht sogar als Fass für ein vollständige Reifung oder ein Finish zur Verfügung stehen. Ich vermute, hier sind noch spannende Experimente zu erwarten.


Nach einer kleinen Pause an der frischen Luft ging es ins Abschlusstasting: sechs Whiskys aus dem Hause Birkenhof sollten es sein. Wieder gab es dazu ein Food Pairing, diesmal allerdings zusammengestellt von der eigentlich als Teilnehmerin anwesenden Annick Seiz, die in der Whiskyszene für ihre Pairings ja schon länger gut bekannt ist. Käse, Kinderschokolade, Yogurette, Walnüsse, Kaffeebohnen, Zitronenzeste, Petersilie und noch vieles mehr wurden munter in verschiedensten Zusammensetzungen gemeinsam mit den Whiskys im Mund kombiniert und ergaben spannendste Geschmacksveränderungen und –entdeckungen. Da teilweise jeder ein bisschen wild durcheinander das Pairing gemacht hat, beschränke ich mich hier auf eine kurze Zusammenfassung der Whiskys selber:


  • Ein 8 Jahre alter Single Rye aus einem Oloroso-Fass mit 45% – Selbst ich als Sherryfass-Verachter kann hier objektiv sagen: der ist lecker.
  • Die aktuelle Malts of Germany-Abfüllung von Fading Hill aus Bourbonfässern mit 46% - Ein toller Whisky.
  • Ein 5 Jahre alter Single Malt aus zwei Bourbon- und einem Moscatelfass mit 46% - Gut und süffig
  • Ein 5 Jahre alter Single Malt aus zwei Bourbon- und einem Portweinfass mit 46% - Hier konnte in meiner Erinnerung kaum jemand blind das Portweinfass erkennen, aber es wurde diverse andere Reifungen getippt. Sehr feiner Whisky.
  • Ein 3 Jahre alter Singe Malt kombiniert aus einem Fass mit belgischen Torf-Malz gelagert in einem Bourbonfass mit Finish in einem Islay-Fass sowie einem Fass mit schottischem Torf-Malz aus einem Bourbonfass mit Finish in einem PX-Fass mit 46% – Der war nicht so ganz meins, weil mir hier der Sherry zu sehr durchkam, den ich ja bekanntlich nicht so mag
  • Ein 6 Jahre alter Single Malt Peated aus einem Bordeauxfass mit 53% – Geiles Zeug.


Um dem langen Tag die Krone aufzusetzen gab es zum Abschluss nun noch ein leckeres Barbecue, tollen Nachtisch und viele, viele Gespräche untereinander bei einem Whisky, einem Brand oder einfach nur einem Glas Wasser – Nicht zu vergessen ist allerdings der famose Eierlikör des Hauses, der noch fleißig ausgeschenkt wurde. Als Steffi am späten Abend überredet wurde, den Brennerei-Shop nochmal zum Großeinkauf durch uns zu öffnen, wanderte so einiges an Whiskys, Bränden und Likören in die Taschen der Teilnehmer (Außer Whisky waren hier vor allem der Rote Bete-Brand, der Haselnusslikör und der Eierlikör dabei), bevor es schließlich gegen beinah Mitternacht per Shuttle wieder zurück ins Hotel ging. 


Wenn man den Bericht so liest, könnte man meinen, dass aufgrund der schieren Menge an Probiermöglichkeiten die Körper der TeilnehmerInnen eigentlich keine große Möglichkeit hatten, den Tag zu überstehen. Trotzdem ist es allen (und so auch mir) gelungen, indem nebenbei Unmengen an Wasser getrunken und nicht annähernd alle Gläser geleert wurden. Manchmal musste auch einfach nur ein Nippen reichen.


Vielen lieben Dank an Steffi, Jonas, Detlev, Indra, Markus und alle anderen aus dem Birkenhof-Team für einen langen und tollen Tag, einen ausführlichen Einblick völlig ohne Geheimnisse in die Brennerei und die vielen spannenden Getränke – Man hat allen den Stolz auf, die Begeisterung über und den Spaß am eigenen Produkt mehr als nur angemerkt. Danke. Ich komme wieder - Keine Frage.


Wie ganz am Anfang schon geschrieben, war ich bereits vorher ein Fan der Whiskys der Birkenhof Brennerei und hab allen möglichen Leuten gerne mal einen Fading Hill eingeschenkt oder auch einfach nur den Eierlikör des Hauses großzügig verteilt. Nach diesem Event hat sich daran nichts geändert, daher kann ich auch weiterhin jedem nur raten: probiert mal Whiskys vom Birkenhof. Gerade die Single Casks sind richtig stark und zeigen immer wieder, dass deutscher Whisky so richtig was kann und auf keinen Fall unterschätzt werden sollte.




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