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Whiskyzoom und die sieben Kilchoman

Feb. 14, 2021

 Kilchoman - Uniquely Islay Series - An T‘earrach


Es waren einmal ein paar Abende im Februar des Jahres 2021 als Prinz Whiskyzoom von der traurigen Gestalt einsam und von seiner längst eingeschlafenen Familie sträflich allein gelassen vor seinen Whiskysamples saß und sich fragte, wie er denn den Rest des Tages begehen könnte. Dabei fiel sein Blick auf sieben kleine unschuldige Kilchoman-Sample aus der eigentlich neun Abfüllungen umfassenden Uniquely Islay-Serie, die im Jahre 2020 auf den Markt gekommen war.

Der Prinz fasste daraufhin den hinterhältigen Plan, diese sieben Samples vergleichenderweise nebeneinander zu verkosten und ihnen Stück für Stück ihre Geheimnisse zu entlocken, bis sie am Ende vollständig den Weg allen Whiskys gegangen und aus dem Sampleschrank getilgt sein würden. Doch wo anfangen? Nach Größe, nach Alter, nach Finish, nach offizieller Nummerierung? Alles Schnickschnack: die sieben Kilchoman wurden stumpf nach Alkoholgehalt aufgereiht und anschließend einer nach dem anderen geköpft.

I.
Uniquely Islay 5/9
2011-20, Finish 9 Monate STR Wine Cask
53,5%

Aroma:

Eine klar erkennbare Fassstärke, die die Nase auf den restlichen Abend vorbereitet: Zitronenrauch, Heidekräuter, Preiselbeeren und Erdbeerbowle sind die prägnantesten Noten

Geschmack:

Durch den kräftigen Geruch vorbereitet, lässt sich die Zunge nicht mehr erschrecken und kann sich sofort auf die einzelnen Aromen konzentrieren: Speck, Lagerfeuerrauch und angebrannter Kaffee auf der einen Seite, aber auch eine feine Fruchtsüße, rote Beeren und dann später Pfeffer auf der anderen Seite.

Abgang:

Warm, mit pfeffriger Schärfe, kaltem Rauch, leichte Bitterkeit und Muskat. Lang.

II.
Uniquely Islay 4/9
2012-2020, Finish 8 Monate STR Wine Cask
53,8%

Aroma:

Nicht mehr ganz so kräftig in der Nase, aber vielleicht bin ich auch nach dem ersten Dram schon abgehärtet. Beeriger Rauch, Grapefruit, Gras, Kräuterhonig und Leder zeigen sich deutlich.

Geschmack:

Der Rauch ist schon mal anders als im ersten Sample, nämlich deutlich kälter, aschiger und mit alten Tabakkrümeln durchsetzt. Durch Vanille, Blaubeeren und Pflaumen gibt es aber auch eine nicht zu vernachlässigende Süße.

Abgang:

Eher mittel, aschig, mit feiner Säure, Vanille, Zartbitterschokolade und Röstaromen

III.
Uniquely Islay 3/9
2011-2020, , Finish 24 Monate Fresh Rum Cask
54,0%

Aroma:

Deutlich zurückhaltender als die ersten beiden Samples mit exotischen Noten: Ananas, Vanille Mango und Zitrone, aber trotzdem auch Speck und Lagerfeuerrauch.

Geschmack:

Auf der Zunge gar nicht mehr schüchtern, wärmt sofort durch, mit scharfem Ingwer und kräftigem Rauch, dazu die Süße von Zimt, Vanille und Akazienhonig sowie die Bitterkeit von dunkler Schokolade, Espresso und Kardamom

Abgang:

Sehr lang, mit kräftigem Torf, einer fast eleganten Bitterkeit, Vanille und Röstaromen. Eher aschig

IV.
Uniquely Islay 1/9
2012-2020, Finish 19 Monate Fresh Madeira Hogshead
54,1%

Aroma:

Klar anders als die ersten drei Samples wird dieser zuerst von Süße dominiert, bevor die rauchige Kraft von Islay durchkommt. Er ist Fruchtig süß mit Zwetschgen, Blaubeeren und Honig, bietet danach aschigen Rauch, Salz und Algen sowie eine Zitrusnote.

Geschmack:

Ein unerwartet milder, süßlicher Antritt, der dann, ähnlich wie beim Geruch, dann zur rauchig, pfeffrigen Seite wechselt. Erst Mirabellen und helle Trauben, dann Pfeffer, Tabak, Leder, Asche, Kardamom und Paprikagewürz

Abgang:

Eher lang, aschig und trocken, mit Zitrone, Bitterschokolade und Toffee. Wenig fruchtig.

V.
Uniquely Islay 2/9
2012-2020, Finish 19 Monate Fresh Madeira Hogshead
54,2%

Aroma:

Verwirrt ziehe ich die Stirn kraus als meine Nase mit der kruden Mischung aus einem Sake und geräuchertem Schinken konfrontiert wird. Grapefruit, Mango, Limetten und Heidekräuter sowie Vollmilchschokolade und eine leere Zigarettenschachtel kommen hinzu.

Geschmack:

Definitiv kräftig, aber trotzdem zurückhaltend. Die Power bleibt durchgängig unterschwellig, fast drohend im Hintergrund. Vorne tummeln sich Zitronengras, Honig, Mirabellen, aschiger Rauch und weißer Pfeffer.

Abgang:

Lang, mit herber Eiche und mineralischen Noten, scharf, würzig und viel Muskatnuss

VI.
Uniquely Islay 8/9
2006-2020, Refill Bourbon Barrel
54,4%


Aroma:

Eine klare fruchtige Schärfe und erstaunlich viel Salz: Birne, Vanille, helle Trauben, dazu alkoholische Schärfe, muffiger Rauch, Mango, Jod und natürlich Salz

Geschmack:

54,4%? Niemals. Erstaunlich süffig, ölig, cremig. Birnencider, Limetten, aschiger Rauch, Nougat und Eukalyptus. Erst spät wird er scharf und zeigt seine alkoholische Stärke.

Abgang:

Pfeffrig warm, trocken, Asche, wieder Nougat, Espresso und Karamell. Mittellang

VII.
Uniquely Islay 6/9
2013-2020, Fresh Bourbon Barrel
57.2%

Aroma:

Sehr kräftig, klare Säurenoten, die am ehesten von Limetten stammen, dazu grüne Äpfel, Tabakreste, Asche und Hefe. Wenig Rauch.

Geschmack:

Der hat ordentlich Kraft, Zitronengras und Vanille, aschigen, kalten Rauch, Kardamom, Heidekräuter und brüchige, morsche, staubige Äste

Abgang:

Lang und pfeffrig, mit Asche, grünen Äpfeln, Zitrone, Vanille und Akazienhonig


Fazit:

Ich habe die sieben Kilchoman natürlich nicht alle an einem einzigen Abend vollständig verkostet und geleert, sondern das „Projekt“ über vier Abend gestreckt: am ersten Abend ein winzigen Schluck von allen Sieben für einen ersten Eimndruck, am zweiten Abend die ersten vier, am dritten Abend die letzten drei und am letzten Abend nochmal einen winzigen Schluck von allen zusammen, um während des Lesens der eigenen Notes nochmal alles zu verifizieren.

Insgesamt waren das sieben spannende Single Casks und ich bereue es ein bisschen, nicht auch noch Sample der beiden weiteren zugehörigen Abfüllungen gehabt zu haben. Im Ergebnis ist es für mich beinah so, wie ich es vorher erwartet habe: Kilchoman ist für mich eine Brennerei, die ich mal liebe und mal hasse. Es gibt Abfüllungen, die finde ich großartig, und andere, die finde ich furchtbar. Selten gibt es irgendwas dazwischen. Zusätzlich finde ich an Kilchoman immer absolut faszinierend, wie einige Abfüllungen nach richtig kräftigem Speck oder Schinken riechen und auch teilweise schmecken können, während andere Abfüllungen mit teilweise fast identischen Rahmendaten das nicht haben. War ja hier auch wieder so.

Meine liebste Abfüllung der Sieben war die Uniquely Islay 8/9 (Nr. 6 in meiner Verkostungsreihenfolge): gar nicht mal, weil es die Älteste war, sondern weil ich die klaren Noten dieser reinen Bourbonfassreifung und den sehr gut eingebundenen Alkohol gerne mochte. Einfach lecker. Danach folgten in meinem persönlichen Ranking die süffige 3/9 (Rum Cask), die ungewöhnliche 2/9 (Madeira Finish) und die erdbeerige 5/9 (STR). Diese vier sind alle echt gut und die würde ich jederzeit wieder trinken.
Die 4/9 (STR), die 6/9 (Bourbon Barrel) und die 1/9 (Madeira) waren leider so überhaupt nicht meins und die letzten Reste von denen werden vermutlich in die Living Bottle wandern.

Im Ergebnis: Hat Spaß gemacht, war aufgrund der sieben Fassstärken aber auch anstrengend für Nase, Zunge und Gaumen, hat meine Hassliebe zu Kilchoman bestätigt und mir gezeigt, dass ich von dieser Brennerei bei den Single Casks nichts blind kaufen kann, weil die Abfüllungen mit sehr ähnliche Rahmendaten teilweise extreme Unterschiede aufweisen.
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