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Whiskys des Jahres 2023

Jan. 03, 2024

Whiskys des Jahres 2023 - Viel Bourbon, viel Rotwein

Der Whiskymarkt hat auch in diesem Jahr jede Menge an Krachern, Geheimtipps und Gaumenschmeichlern im Angebot gehabt. Wer kann da noch den Überblick bewahren oder gar all die obskuren Abfüllungen durchprobieren? Ich bin da auch keine große Hilfe, aber für meinen ganz persönlichen, ultimativen, unfassbar subjektiven und selbstverständlich vorurteilsgeleiteten Jahresrückblick reicht es aus. Hier sind also meines Whiskys des Jahres. Entscheidendes Kriterium: Begeisterung. Herausgekommen ist eine entschieden unrepräsentative Auswahl. Angefangen bei seltenen unabhängigen Abfüllungen hinüber zu Whiskys, die für mein Budget eigentlich zu teuer sind, und unter beinah völligem Ausblenden von Standardabfüllungen. In der Fotocollage finden sich all meine Lieblinge 2023.


Normalerweise hat so eine Bestenliste immer einen Countdown, aber das finde ich doof, denn dann kann ich nicht sofort mit meinem absoluten Liebling des Jahres rausplatzen und ich halte es doch selber kaum aus, diesen Whisky noch weiter zu promoten:


Es ist ein 18 Jahre alter Tamdhu aus einem Refill Bourbon Hogshead mit 49,1%, abgefüllt vom schottischen Abfüller Gleann Mor in seiner „A hard to find“-Serie, gewidmet der schottischen Fußball-Nationalmannschaft. Mit seinen grob 170€ liegt dieser Tamdhu eigentlich klar über meinem Budget, aber nachdem ich ihn auf der Hanse Spirit probiert hatte, habe ich mich einfach dazu verleiten lassen, ihn zu kaufen…..und was soll ich sagen: das Foto weiter unten ist nicht von der damaligen Flasche sondern vom Nachkauf. Genug geschwafelt: warum ist dieser Whisky so großartig? Ganz einfach: es ist ein fruchtig-leichter, trotzdem komplexer und nebenbei einfach nur angenehmer Whisky. Vanille, Butterkekse, Honig, Äpfel, Orangen, Marzipan und eine würzige Säure verbreiten ein tolles Aroma und werden im Mund dann noch von Toffee, grünen Äpfeln, dunklem Malz, Vanillecreme, Eiche und Orangen begleitet. Für mich ein Whisky zum Verlieben. Sicherlich kein Schnäppchen, aber Hauptkriterium für diese Bestenliste war ja „Begeisterung“ und die hat er bei mir in jedem Fall ausgelöst.


Meine „Rotweinfassabfüllung des Jahres“ (Ja, ich weiß, komische Kategorie, aber ich muss meine Lieblinge hier doch schließlich irgendwie unterbringen) ist der „Dancing Cultist“ aus der Whisky of Voodoo-Serie von New Brave Spirits: ein 12 Jahre alter Blair Athol mit 50,5% aus einem First Fill Red Wine Cask. Wer jetzt denkt: First Fill Red Wine Cask ist wie ein First Fill Sherry, einfach nur eine dunkle Suppe mit hochgesprittetem Rotwein, der liegt bei vielen Abfüllungen auch richtig. Beim Dancing Cultist verhält sich das allerdings anders: Dunkel, bittersüß, staubtrocken und trotzdem ein absolut nussig-würziger Blair Athol. Es ist ganz erstaunlich, dass ein First Fill Cask dem sonst so leichten Profil des Blair Athol nur so wenig anhaben kann. Man muss die Rotweineinflüsse schon mögen, aber dann wird man auch mit einem richtig leckeren Dram belohnt….und das Beste: den gibt es überall noch für 63-70€ zu kriegen, so dass ich mir wegen eines Nachkaufs keinen Sorgen machen muss.


.Meine „Überraschung des Jahres“ kommt aus Indien und es ist schon wieder eine Rotweinreifung: es ist der 7 Jahre alte Indri Ex-Wine Cask abgefüllt mit 58,5%. Im Sommer bekam Deutschland als erstes Land der Welt einige Single Cask-Abfüllungen dieser Brennerei und wenn ich es richtig mitbekommen habe, schlugen die mächtig bei uns ein. Vier Abfüllungen davon hatte ich als Großsample zuhause und die Ex-Wine-Variante hat mich begeistert: fette Rotwein-Vanille-Noten, saftige rote Trauben, dazu Kirschen und Erdbeeren kombiniert sich mit Vanillesoße zu einer tollen Roten Grütze. Dunkles Holz, Blutorangen, ein Hauch Leder, Muskat, schwarzer Tee, Grapefruit, gegrillte Ananas und ordentlich Tannine machen diesen Whisky zu einem tollen, staubtrockenen Erlebnis. Für mich der beste indische Whisky, den ich bisher getrunken habe und für 89€ auch mit einem starken PLV. Einfach toll und für mich die Überraschung des Jahres, weil ich Indri bisher nur ganz am Rand überhaupt auf dem Zettel hatte. Jetzt nicht mehr.


Meine „Entdeckung des Jahres“ ist der unabhängige Abfüller „Watt Whisky“, der mit seinem bereits 2020 erschienenen Inaugural Release in mein Whiskyliebhaberleben krachte: ein 16 Jahre alter Secret Orkney mit einem Brandy Butt Finish und 59,1% Alkoholgehalt. Ein klar erkennbarer Highland Park, der durch das ungewöhnliche und nicht zurückhaltende Finish im Brandy Butt tolle fruchtig-tropisch-ölige Noten bekommen hat. Haufenweise Vanille und saftige Orangen ergänzt um weichen Rauch, frisch poliertes Holz, vergorene Ananas, Cocktailkirschen, Karamell und Heidehonig stürmen aus dem Glas. Staubtrocken, fett und ölig, mit mehr Rauch als erwartet und einer guten Portion rosa Pfeffer wird es dann im Mund. Wenn der erste Schleier sich legt, gibt es wieder ordentlich Vanille sowie geröstete Mandeln, Heidehonig, süße Orangen und Milchschokolade zu entdecken. Das ist eine wenig subtile Aromenbombe, aber fällt definitiv in die Kategorie „Mjam, geiles Zeug“.


Mein „Schnäppchen des Jahres“ (Ja, die Kategorie ist blöd, aber anders bringe ich diese Abfüllung hier nicht unter) ist ein Inchgower 14 Jahre in 46% Trinkstärke mit der Farbe hellsten Weißweins aus einem Bourbon Hogshead - Wen lockt das schon hinter dem Ofen vor, falls man die leicht übersehbare Flasche im Regal überhaupt entdeckt? Na mich natürlich. Inchgower ist sowieso eine meiner liebsten Brennereien, Bourbonfassreifung mag ich ohnehin, vom unabhängigen Abfüller van Wees und seiner Ultimate-Serie halte ich viel und die 42€, die ich für die Flasche nur auf den Tresen legen musste, waren durchaus auch ein Argument…und ich wurde belohnt: Fruchtig, leicht , frisch und mit toller Säure kommt dieser Whisky daher. Viel Vanille, jede Menge Zitronen, ein bisschen Salz und sanfte, frische Blumen kombinieren sich mit Mirabellen, Pfirsichen, grünen Äpfeln und Haselnüssen in der Nase. Honig und Vanille, mit Kaffee und Zitronen sowie grünen Äpfeln, Bitter Lemon und verkohltem Holz im Mund. Nicht kompliziert, sondern sehr süffig. Fast klassisch.


Was gab es noch in 2023? Viele Samples und Miniaturen, viele neue noch ungeöffnete Flaschen, viele böse Blicke der besten Frau aller Zeiten, wenn sie die Neuankömmlinge skeptisch betrachtet hat. Wieder viele Tasting Notes und Blogbeiträge, mit den ewig langen Tier Lists der einzelnen schottischen Regionen, mit der Just Whisky und der Hanse Spirit jeweils in Hamburg leider nur zwei Messen, spannende Online-Tastings, ein phantastischer Tag in der Birkenhof Brennerei, höchst unterhaltsame Stammsofas, Community-Meetings oder Aftershow-Abende sowie ein weiteres tiefes Eintauchen in die deutsche Whisky-Community. Grundsätzlich viele schöne Momente, die aber von Angesicht zu Angesicht sicherlich noch viel schöner gewesen wären, aber dazu fehlen mir häufig einfach die Zeit und die Reiselust. Vielen Dank jedenfalls an alle, die den Blödsinn, den ich manchmal schreibe, auch noch lesen oder gar kommentieren. Jede Rückmeldung ist schön, sehr willkommen und wird mit Freude registriert, denn ich schreibe hier zwar auch viel für mich selber, weil ich mir die Eindrücke zu den ganzen Whiskys und Veranstaltungen sonst nur schwer merken kann, aber mein Ego ist natürlich auch vorhanden und freut sich über Abos, Gefällt Mir, Likes, Kommentare, Kritik, wasauchimmer.


Für Interessierte mal ein paar Zahlen zu meinem Blog:


  • - 44 Beiträge dieses Jahr und damit fast 20 weniger als sonst. Zweimal Corona und viel nachgeholter Urlaub der letzten Jahre forderten ihren Tribut.
  • Grob 1.500 Besucher im Schnitt pro Monat, insgesamt 18.217 im ganzen Jahr. Ist das viel oder wenig? Keine Ahnung. Ich gehöre ja eher zu den Bloggern mit wenig Likes/Abos auf Facebook, Instagram oder wo auch immer, weil ich selten über die gängigen Abfüllungen schreibe, daher müsste ich eigentlich im Vergleich eher im unteren Bereich liegen. Es ist auf jeden Fall weniger als im letzten Jahr, was aber durch ein Drittel weniger Beiträge normal sein sollte.

  • Meist aufgerufener Beitrag: „Tier List Speyside“ führt deutlich vor „Hanse Spirit 2023“ und „Fünf Whisky, Fünf Alben“. Bei den Tasting Notes liegt der Longrow 8 der Springbank Society vorne, gefolgt vom Johnnie Walker Green Label und dem Glenlivet 15 - Merke: schreibe ich mal über bekanntere Abfüllungen, wird es auch ordentlich geklickt.

  • Top 3-Länder aus denen die Besucher des Blogs kamen: überwiegend Deutschland, danach USA und Österreich. Erstaunlich weit vorne: Südafrika und Argentinien.
  • Whisky-Trinker scheinen deutlich überdurchschnittlich Apple-User zu sein, denn 55% aller Aufrufe erfolgten über Mac-Betriebssysteme.
Die meisten der Besucher des Blogs haben diesen direkt aufgerufen, ansonsten wurde ich hauptsächlich über Google gefunden, gefolgt von Facebook, Instagram und Whiskyexperts.
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