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Pride of Strathspey 1959 & 1960

Juli 15, 2021

 Pride of Strathspey 1959 & 1960 - Gordon & MacPhail

Manchmal darf sogar ein altehrwürdiger unabhängiger Abfüller wie Gordon & MacPhail nicht sagen, aus welcher Brennerei der Whisky stammt, den sie da gerade herausbringen und dann füllen sie diesen manchmal unter „Pride of Strathspey“ ab. Dass dieses „der Name darf nicht genannt werden“ kein neues Phänomen ist, sieht man daran, dass der Whisky aus meiner Miniatur zur Hochzeit von Prinz Andrew und Sarah Ferguson bereits im Jahre 1986 als Vatting aus Whiskys der einzelnen Geburtsjahre der beiden Eheleute (Sarah Ferguson 1959, Prinz Andrew 1960) erstellt wurde. Insgesamt gab es hiervon sieben verschiedene, vier habe ich bereits verkostet (Linkwood, Mortlach, Glendronach, Glen Grant - Notes im Blog), einen hab ich noch vor mir (MacPhails) und den Pride of Strathspey gerade im Glas. Der Letzte (ein Macallan) ist für mich leider nicht auftreibbar.

Um wieder die Kurve zu kriegen: nicht mal für ein Royal Wedding durfte Gordon & MacPhail hier den Namen nennen - Ich persönlich kann mir kaum bessere Werbung für die eigene Marke als so ein Ereignis vorstellen, aber die Ursprungsbrennerei sah das wohl anders.

Die Rahmendaten des Pride of Strathspey sind einfach: Vatting aus den Jahrgängen 1959 und 1960, abgefüllt mit 40 % Alkoholgehalt im Jahre 1986. Über die Fasslagerung ist nichts bekannt, aber die ersten vier Vattings von Mortlach, Glendronach, Glen Grant und Linkwood waren eindeutig Sherryfässer und die dunkle mahagonibraune Farbe des Pride of Strathspey lässt mich hier wieder ähnliches vermuten.

Aroma:

Direkt beim Einschenken steigt mir schon eine dunkle, ölige Sherrysuppe in die Nase und als ich nach 30 Minuten dann wirklich mit dem Verriechen beginne bekomme ich das auch sofort wieder bestätigt: eine mächtige Sherrynase wälzt sich schwer, würzig und nussig mit Pflaumen, dunklen Kirschen und Brombeeren aus dem Glencairn. Hinzu kommen Staub von alten Büchern, Zitronengras, Lakritz, Wildblumen und etwas Zimt. Interessant, aber insbesondere durch das Zitronengras und die Blumen auch eher merkwürdig.

Geschmack:

Der Pride of Strathspey bleibt auch im Mund schwer und ölig, ist gleichzeitig aber weich und süffig. Backpflaumen, Rosinen, getrocknete Kirschen und Muskatnuss bestimmen den Malt und geben ihm eine altehrwürdige Note. Leder, Heidehonig, Karamell, Limetten, Weihnachtsgewürze, nasse Pappe, Blumen und weißer Pfeffer vervollständigen den Dram. Wie in der Nase so auch im Geschmack: irgendwie nicht ganz zusammenpassend.

Abgang:

Mittellang, mit einer ganzen Tüte Studentenfutter, bitterer Orangenmarmelade, altem Holz und ordentlich Muskatnuss. Wärmend.

Fazit:

Wie beim Lesen der Notes vermutlich klar geworden ist, haben wir hier ein richtig schweres Sherrybrett, wie es auch schon bei den anderen Vattings aus dieser Royal Wedding-Serie der Fall war. Im Gegensatz zu den anderen Drams allerdings haben wir hier meiner Meinung einen Whisky bei dem Grunddestillat und Sherry nicht recht zusammenpassen wollen, denn irgendwie ist dieser Whisky weder rund noch sperrig sondern hat einfach an den falschen Stellen Ausreißer ins blumig-zitronige, was nicht ins restliche Profil passen will und klar raussticht. Ich mag den nicht.
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