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Meine Whiskys des Jahres 2020

Jan. 01, 2021

 Meine Whiskys des Jahres 2020

Das außerhalb von Whisky nicht schöne 2020 ist rum und es gilt mal wieder, auf die Abfüllungen zurückzublicken, die im abgelaufenen Jahr in mein Glencairn gewandert und mir besonderes positiv in Erinnerung geblieben sind. Da es sich hierbei um deutlich mehr als eine Abfüllung handelt, habe ich versucht, meine persönlichen Whiskys des Jahres in verschiedene Kategorien einzuteilen. Es muss sich dabei nicht um Abfüllungen handeln, die in 2020 erschienen sind - Manche haben halt erst deutlich später den Weg zu mir gefunden.

Ich könnte es jetzt mit großem Spannungsaufbau versuchen und die absolute Nummer 1 ganz am Ende des bestimmt ewig langen Artikels küren, aber das finde ich irgendwie doof, daher gehe ich direkt in die Vollen:

Mein persönlicher Lieblingswhisky in diesem Jahr war der „The Dark Side of Islay - Ardenistiel“, ein 18 Jahre alter Blended Malt aus drei verschieden Islaywhiskys, die in Sherry-, Brandy- und Rotweinfässern lagerten, erschienen beim unabhängigen Abfüller Malts of Scotland: Kräftig, üppig, kompakt, süffig, komplex - Ein Gedicht. Ursprünglich für 135 € zu haben, gibt es ihn inzwischen leider nur noch auf dem Sekundärmarkt für 230+x €.

Mein Sommerwhisky des Jahres war der „Glen Grant - Summer Sipping“, 23 Jahre alt und erschienen bereits in 2019 beim unabhängigen Abfüller Wemyss Malts. Dieser Glen Grant hat mir gezeigt, dass ein Sommerwhisky nicht nur süffig sondern auch hochkomplex und super spannend sein kann. Erstaunlicherweise ist der immer noch überall für etwa 130+x € zu bekommen. Falls meiner irgendwann leer ist, werde ich ihn definitiv nachkaufen.

Stellvertretend für meinen persönlichen Abfüller des Jahres steht der nächste Whisky: ein 16 Jahre alter Ben Nevis aus einem Sherry Hogshead erschienen bei „Lady of the Glen“, einem mir in diesem Jahr zum ersten Mal untergekommenen Abfüller aus Schottland. Nicht nur mit dem vorgenannten Ben Nevis sondern auch mit einem 15 Jahre alten Teaninich, einem 9 Jahre alten Bunnahabhain und einem 10 Jahre alten Glenlossie konnten sie mich begeistern. Andere Abfüller wie der Whisky Druid Michel Reick, Claxton‘s, Cadenheads, usw. hatten auch schöne Whiskytöchter dieses Jahr, aber Lady of the Glen gewinnt, weil sie völlig neu für mich sind.

Mein Standardwhisky des Jahres ist der ganz stinknormale Longrow Peated, ein NAS-Whisky, den ich in den letzten Jahren immer wieder im Bundle mit besonderen Springbankabfüllungen erworben habe und der immer wieder verläßlich das liefert, was ich mir wünsche: ein Daily Dram mit spannenden, fast exotischen Noten und genau der richtigen Mischung aus Zurückhaltung und Küstenfeeling. Ganz nebenbei übrigens der Blogeintrag mit den meisten Aufrufen in diesem Jahr, was mich ganz besonders freut.

Meine Überraschung des Jahres kommt aus Norwegen: im höchsten Norden am Rand einer inzwischen geschlossenen NATO-Basis liegt die Brennerei Aurora-Spirits, die in diesem Jahr mit dem Bivrost Niflheim und Bivrost Nidavellir ihre ersten beiden dreijährigen Whiskys veröffentlicht hat. Die Brennerei spielt dabei im Design und im ganzen Image sehr stark mit nordischer Mythologie und die Abfüllungen sind allein deswegen schon ein Hingucker. Beim Trinken muss man sich völlig von allem lösen, was man geschmacklich bisher über Whisky wußte, denn sonst wird man böse enttäuscht. Kann man sich aber von den bekannten Pfaden abwenden, wird man mit einer tollen Spirituose belohnt. Beide Whiskys wurden für etwa 70 € auf den Markt geworfen, waren sofort ausverkauft und sind auf dem Sekundärmarkt nur für Mondpreise zu erhalten.

Einen Whisky, den ich unbedingt erwähnen muss, gibt es noch: ein 12 Jahre alter Dimple aus den 1970ern, den ich günstig bei einer Auktion geschossen und über das Jahr hinweg geleert habe. Der war schlicht und einfach lecker und hat gezeigt, dass er sich nicht vor einem modernen Single Malt verstecken muss. Ich kann jedem nur empfehlen, sich mal durch einen alten Blend zu erden.

Einen Abfüller, den ich unbedingt erwähnen muss, gibt es ebenfalls: Dream Whisky aus Italien. Gar nicht mal wegen der leckeren Whiskys, sondern weil mich ihre Labels so begeistert haben: einfach die Tasting Notes in schönen Bildern komponiert direkt auf das Label gedruckt. Einfach kreativ und toll anzusehen.....und die Whiskys sind übrigens auch gut.

Seit dem Sommer verkoste ich regelmäßig alte Miniaturen aus den 60/70/80ern und daher gibt es natürlich auch eine Miniatur des Jahres: ein in Diamantenform abgefüllter Oban aus den 1980ern, der mir aufs großartigste gezeigt hat, wie toll die Whiskys dieser Brennerei geschmeckt haben, bevor der ppm-Gehalt Ende der 1980er deutlich zurückgefahren wurde. Seit dem Leeren dieser Miniatur versuche ich tapfer, einen alten Oban aus den 1980ern (oder früher) aufzutreiben, der irgendwie bezahlbar ist. Vielleicht gelingt mir das ja in 2021.

Was gab es noch in 2020? Viele Samples, viele neue und noch ungeöffnete Flaschen, viele Blogbeiträge, eine tolle Hanse Spirit Anfang des Jahres, spannende Online-Tastings, höchst unterhaltsame und auch lehrreiche Zoom-Meetings sowie ein tiefes Eintauchen in die deutsche Whisky-Community. Viele schöne Momente, die aber von Nase zu Nase sicherlich noch viel schöner gewesen wären. Vielen Dank jedenfalls an alle, die den Blödsinn, den ich manchmal schreibe, auch noch lesen oder gar kommentieren. Jede Rückmeldung ist schön, sehr willkommen und wird mit Freude registriert, denn ich schreibe hier zwar auch viel für mich selber, aber mein Ego ist natürlich auch vorhanden und freut sich über Abos, Gefällt Mir, Likes, Kommentare, wasauchimmer.

Für Interessierte mal ein paar Zahlen zu meinem Blog:

138 Beiträge - Erschreckend viele, muss ich gestehen.
2.500 Besucher im Schnitt pro Monat, insgesamt 30.824 im ganzen Jahr. Ob das viel oder wenig ist? Keine Ahnung. Ich gehöre aber ja eher zu den Bloggern mit wenig Likes/Abos, daher müsste ich eigentlich im unteren Bereich liegen.
Meist aufgerufener Beitrag: Longrow Peated vor Hanse Spirit 2020 und Mr Bond‘s Choice.
Top 3-Länder aus denen die Besucher des Blogs kamen: Deutschland, Irland, USA. Großbritannien für mich überraschend nicht mal in den Top 10. Irland und USA weit oben, obwohl ich nur einen einzigen Iren und einen einzigen Amerikaner besprochen hab.
Whisky-Trinker scheinen Apple-User zu sein, denn 52% aller Aufrufe erfolgten über Mac-Betriebssysteme.
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