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Glendronach 12

Dez. 18, 2019

Glendronach 12 Jahre - Oloroso Puncheon

In einem Paket mit vier Samples hatte Sebastian von deinwhisky.de letztes Wochenende auch ein Sample von einem exklusiv für seinen Webshop abgefüllten Glendronach, welcher mich seitdem vom Regal herunter herausfordernd ansah. „Herausfordernd“, weil Glendronach mit seinen sonst typischen PX-Fässern, die das ohnehin schon milde und süßliche Destillat immer so zuckersüß machen, für mich als „Nicht-Süßer“ immer eine besondere Herausforderung darstellt. Ein kleiner Dram geht meistens, aber spätestens dann hab ich das Gefühl, dass alles in meiner Nase zusammenklebt und ich die Zähne nie wieder auseinanderkriege. Tapfer wollte ich nun die Herausforderung annehmen und durfte sofort feststellen: so groß ist die gar nicht, denn es ist zwar eine Sherryreifung, aber im Oloroso-Puncheon, also in einem Fass in dem ehemals ein eher nussiger, öliger Sherry lag und welches dann mit seinen gut 500 Litern auch noch so groß ist, dass der Whisky gar nicht so übermäßig viel Kontakt mit dem Fass hatte. Das macht sich direkt auch in der Farbe bemerkbar, denn der mit 58,0% in Fassstärke abgefüllte Dram leuchtet eher bernsteinfarben in meinem Glas.

Aroma:

Eine leichte Sherrynote, die mit Kirsche und Orangenzeste daherkommt und nasses Leder, Marzipan und eine Portion Walnüsse mitbringt. Mit der Zeit scheinen noch ein paar Weihnachtsgewürze wie Zimt und Nelke durch. Eigentlich hatte ich zumindest ein gewisse, deutlich vernehmbare Süße erwartet, aber die hält sich zusammen mit Eiche sehr dezent im Hintergrund. Die Fassstärke ist vernehmbar, aber reiht sich gut in die Aromen ein, weil sie offensichtlich einfach dort hingehört.

Geschmack:

Kräftige Schärfe aus Richtung Ingwer und Pfeffer knallen im Verbund mit einer guten Portion Eiche auf meine Zunge und ich ziehe mit maximaler norddeutscher Gefühlsregung eine Augenbraue hoch, weil das nach dem Geruch doch überraschend kommt. Die an dieser Stelle stark wahrnehmbare Fassstärke zieht sich aber sofort verschreckt wieder zurück und meine zurückgezuckten Geschmacksnerven finden zuerst Blaubeeren, Zimt und einen gezuckerten Granny Smith. Im Hintergrund lauern gepfefferte Kirschen, die den Abgang einläuten.

Abgang:

Die Schärfe aus dem Geschmack bleibt stark wärmend am Gaumen kleben, während sich sirupartige, nussige Süße zusammen mit einem Stück Leder auf die Zunge legt und so den Dram im Abgang einfach an zwei verschiedenen Stellen aufspaltet. Pfeffer und Eiche hallen sehr lange nach, während mitten auf der Zunge der Sherry rumturnt.

Fazit:

Dieser Glendronach ist, zumindest nach meinen bisherigen Erfahrungen, kein typischer, süßer Glendronach, der sich auf jeden Fall einen zweiten Blick verdient. Es ist natürlich trotzdem eine Sherryvollreifung und auch trotzdem noch ein Glendronach, aber er ist (zumindest für mich) auch viel besser als alles andere, was ich von dieser Destillerie bisher im Glas haben durfte. Wer die ganz typischen PX-Reifungen von Glendronach mag, wird sich hier überhaupt nicht wiederfinden. Wer aber mal über seinen Glendronach-Schatten springen möchte, der sollte diesen Dram probieren. Bei mir hat er es definitiv geschafft, dass ich gerne noch einen Dram von ihm hätte, was ich vorher so nicht erwartet habe. Die derzeit aufgerufenen 90 € sind zwar kein Schnäppchen, aber passen schon zu diesem Malt.
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