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Glenallachie im Dreierpack

Okt. 21, 2020

Glenallachie 12 Jahre - Virgin Oak Series

So sehr ich dem, was Billy Walker so treibt, auch manchmal skeptisch gegenüberstehe, muss ich immer wieder zugeben: hochinteressant ist es in jedem Fall, was er so macht, auch wenn unsere Gaumen bisher nur selten einer Meinung waren. Diesmal gibt es drei 12 Jahre alte Glenallachie, die alle mit 48% abgefüllt, auf gleicher Basis hergestellt und jeweils in Ex-Bourbonfässern gereift wurden, bevor sie alle ein eigenes, 18 Monate langes Finish in verschiedenen frischen Eichenfässern bekamen: Spanish Oak, French Oak und American Oak. Das Spannende ist hier also: wie unterschiedlich üben die drei verschiedenen Holzarten Einfluss auf die ansonsten identischen Whiskys aus.

Persönlich bin ich mir ja nicht sicher, ob dieser schon fast wissenschaftliche Ansatz bei Otto-Normal-Whiskytrinker verfängt oder ob das eher was für die Whisky-Nerds wie mich ist. Die Samples hab ich umsonst von Kirsch Whisky bekommen, was mir auf jeden Fall erspart hat, mir anderswo Samples zu jagen, denn probiert hätte der Nerd in mir die drei Drams ohnehin. Meine Notes hat das aber natürlich nicht beeinflusst.

Aroma:

Allen drei Whiskys gemein ist eine pfeffrige Schärfe in der Nase, die den Whisky aber sehr frisch wirken lässt. Hinzu kommen jeweils klare Pfirsichnoten, Zitrone, Vanille, Malz, Honig, Muskatnuss und frisch abgeschrittene Zweige.

Spanish Oak: Dieser erinnert zusätzlich in der Nase an einen alten, muffigen Blend aus den 70ern, der 30 Jahre in der Flasche war, bis man ihn freigelassen hat. Zusätzlich bringt er einiges an tropischen Früchten mit sich.

French Oak: Hier gibt es von allen Dreien die stärkste Zitrusnote und viel Säure sowie dadurch einn spritzigen, fast prickelnden Geruch.

American Oak: Der mit Abstand schüchternste Dram unter den Dreien. Hier muss ich mit der Nase am meisten arbeiten und bekomme zu den Grundnoten etwas unerwartet weiße Trauben, Nüsse und eine leicht blumige Note.

Geschmack:

Allen drei gemein ist, dass sie kräftig nach Holz schmecken, viele Bitterstoffe mitbringen, von Malz dominiert werden und ein wenig Kräuterhonig, Vanille, Orangen, Russ, Kaffee, Walnüsse und angebranntes Toast drin haben. Anfangs sind sie eher dünn und werden gegen Ende warm sowie pfeffrig scharf.

Spanish Oak: Bringt als einziger der drei sehr bittere Schokolade und kräftige Walnussschalen im Geschmack mit.

French Oak: Von allen Dreien hat dieser die meisten Bitterstoffe, sehr viel Holz und den letzten Schluck angebrannten Kaffee ganz unten aus der Kanne.

American Oak: Deutlich flacher und runder als die anderen beiden, weniger Russ und Kaffee, beides aber immer noch deutlich spürbar.

Abgang:

Die drei Drams zeichnen sich alle durch einen langen, warmen, pfeffrigen und bitteren Abgang aus. Mandeln, ein paar Küchenkräuter und Honig sind jeweils auch spürbar.

Spanish Oak: Die spanische Eiche bringt im Abgang noch eine kleine Getreidenote mit rein.

French Oak: Im Abgang insgesamt der kräftigste der drei Whiskys. Hat von allem ein bisschen mehr als die anderen, bringt aber keine eigenen Noten ein.

American Oak: Von allen Noten etwas weniger, nur von Kaffee etwas mehr, wodurch der Abgang dann dominiert wird.

Fazit:

Hmmm....für diese drei Glenallachie bin ich nicht die Zielgruppe: zu bitter, zu holzlastig und irgendwie auch zu langweilig. Ich hab mit Virgin Oak-Reifungen, egal welche Holzart, aber ohnehin gerne mal so meine Probleme, da mag ich es so richtig gar nicht auf die Whiskys sondern eher auf meinen Geschmack schieben. Für mich persönlich walzt die Virgin Oak-Reifung über den Charakter des Glenallachie ein wenig hinweg. Das Experiment der drei verschiedenen Virgin Oak Finishes ist aber definitiv gelungen, denn die Unterschiede sind ganz klar benennbar. Der American Oak hat mir noch am besten gefallen, aber kaufen würde ich auch den nicht.
Es ist ganz klar, dass diese drei Abfüllungen für alle ihre Berechtigung haben, die zum einen den grundsätzlichen Charakter von Glenallachie mögen und zum anderen auf diese herbe Virgin Oak-Reifung stehen. Bei mir ist das leider einfach nicht der Fall, was schade ist. Nur mein Bankkonto freut sich, dass es für die Virgin Oak Series nicht auch noch geplündert wird.
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