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Tobermory - 9 Jahre

Juni 02, 2020

Tobermory 9 Jahre - Sherry Cask

Viele Blogger haben in den letzten Wochen die drei neuen Abfüllungen von whic aus der „Landscape of Taste“-Serie besprochen, aber da bei mir das Paket erst nach zwei Wochen und noch dazu ziemlich eingedellt ankam (s. Foto unten), hab ich diese drei mir als kostenloses Blogger-Sample zugesandten Drams erstmal zur Seite gestellt. Hatte jeder Blogger schon durchs Dorf getrieben, hätte eh niemand mehr gelesen und außerdem wollte ich ganz viele andere Whiskys auch noch verkosten. Luxusprobleme. Ich weiß.

Heute Abend lachte mich aber Tobermory 9 Jahre aus dem Sherry Cask mit seinen 65,4% aus dem Sampleregal an. Ich hatte einen zwar sehr langen, aber vor allem unglaublich erschreckend harmonischen Arbeitstag verlebt, an dem jeder zu jedem so gruselig nett war, dass ich jeden Moment damit rechnete, die spanische Inquisition mit dem gemütlichen Stuhl und den weichen Kissen würde hereinstürmen. Um von all dieser Harmonie erlöst zu werden, klangen „Tobermory“ mit seinem etwas dreckigeren, maritimen Charakter und „65,4%“ ganz hervorragend.

Aroma:

Na klar riecht man die Fassstärke sofort - Das kann der Dram gar nicht verhehlen, aber es gibt auch Salz, Seetang und Möwenscheiße ebenso wie Orangen, Toffee und Zimt zu entdecken. Hinzu kommen Noten von Stachelbeeren, Johannisbeeren und einem Klumpen feuchter Erde. 9 Jahre Sherry Cask sind kaum zu spüren.

Geschmack:

Kräftig und wild, genau das, was ich mir erhofft hatte. Ingwerschärfe, viel dunkle Schokolade und vor allem Leder, aber kein frisches wie im Handtaschen- oder Schuhgeschäft sondern alte, ausgelatschte, mal feucht gewordene Stiefel an denen noch Matsch klebt (Sicherheitshalber: nein, ich lecke an sowas nicht, aber der Dram schmeckt wie alte, dreckige Stiefel riechen, die man gleich putzen will). Süße, fast überreife Orangen und ein Spritzer Limette kommen noch hinzu. Trocken.

Abgang:

Lang, warm, ledrig, mit Schärfe, Kaffee und diesen Orangenstäbchen, die nie jemand außer Schwiegereltern kauft.

Fazit:

Ohne Wasser ist das ein schönes dreckiges Biest, dass man mögen muss. Für den Gaumen nicht einfach und normalerweise nicht der erste Dram des Abends. War aber genau das, was ich heute gebraucht hab. Der Tobermory lädt natürlich zu Wasserspielen ein, aber er wird dadurch sehr schnell beliebig. Ein/zwei Tropfen reichen völlig aus, aber eigentlich steht die Fassstärke ihm am besten. Muss man mögen. Ich mag das. Ist im Gegensatz zu vielen anderen Landscape of Taste-Abfüllungen im Shop von Whic auch noch zu bekommen, denn sonst sind die meistens schon ausverkauft, bevor das Sample bei mir angekommen ist.
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