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Tamdhu 18 Jahre - The Nightcap

Feb. 15, 2023

Tamdhu 18 - The Nightcap - Art of Whisky

Vor mir im Glencairn atmet gerade ein 18 Jahre alter Tamdhu aus dem Bourbon Cask vor sich hin, der 1990 gebrannt und 2008 vom unabhängigen Abfüller Art of Whisky mit mächtigen 60,2% Alkoholgehalt in die Flasche gebracht. Art of Whisky müsste, wenn ich richtig liege, ein zweites Standbein des deutschen Importeurs Alba Import gewesen sein, welches aber schon seit mindestens 10 Jahren geschlossen sein dürfte. Ich hab den Tamdhu irgendwann mal bei Krüger ersteigert und jetzt war es an der Zeit, ihn zu öffnen……natürlich ist dabei direkt der Korken zerbröselt und der Whisky musste einmal gefiltert werden. Lindores Abbey hat glücklicherweise die selbe Korkengröße…..

Tamdhu mag ich grundsätzlich sehr gerne, vor allem, wenn er aus dem Bourbon Cask kommt und nicht in Sherry ertränkt ist. Die Rahmendaten dieses Whiskys sind also erstmal ideal für mich - Ob es der Whisky selber auch ist?

Aroma:

Über 60% und trotzdem soooo schüchtern. Erstaunlich. Erst wenn ich meinen Zinken tief im Glas versenke, bekomme ich dem Tamdhu Noten entlockt: Vanille, frisch geölte Eiche und Zitronengras bestimmen den ersten Eindruck. Ingwer, Eukalyptus, Ananas, Litschi und ein wenig Muff runden den Geruch ab. Erstmal unauffällig und nicht überragend, ich ahne allerdings Böses, denn der Muff in Zusammenhang mit dem bröselnden Korken verheißt eigentlich nichts Gutes für den Gaumen.
Mit Wasser gibt es kaum Veränderungen, lediglich die Eiche zieht sich ein wenig zurück.

Geschmack:

Hmm…süffige, eichenwürzige, erstaunlich nichtssagende, muffige 60,2% - So mein erster Eindruck. Der Tamdhu hat schon gut Holz gesehen, bringt dazu kalten, angebrannten Kaffee, ein altes, eingestaubtes Bücherregal und ein wenig feuchte Kellertreppe mit, was eigentlich alles Anzeichen für Old Bottle Flavour sind, aber bei langem nicht so ausgeprägt, wie ich das sonst kenne. Vielleicht hab ich den gerade noch rechtzeitig geöffnet, bevor er ungenießbar wurde. Ingwer, weißer Pfeffer und Karamell machen sich ebenfalls bemerkbar.
Mit Wasser verschwinden die beginnenden Old Bottle Flavour Noten größtenteils und der Tamdhu wird deutlich gefälliger, blumiger und süßer, auch wenn die Erinnerung an die Fehlnoten bleibt.

Abgang:

Minimal Holz, minimal bitter, leichte Säure und ganz schnell weg. Unscheinbar.

Fazit:

Ein Fazit fällt hier wirklich schwer, denn ich hab diesen Whisky vermutlich einfach zu lange stehen lassen, so dass er Aromen entwickeln konnte, die ihm nicht stehen. Ich kann den schüchternen, süffigen Whisky dahinter erkennen, aber in seiner jetzigen Form ist er leider nicht zu empfehlen. Gut, dass er ohnehin nicht mehr zu bekommen ist. Ich überlege gerade, ob ich die Hälfte der Flasche in eine andere Flasche umfülle und direkt ein bisschen Wasser hinzufüge. Vielleicht lässt er sich so nach ein wenig Ruhe noch retten.

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