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Mackmyra Limousin

März 08, 2022

Mackmyra Limousin - Säsongswhisky

Als ich heute Nachmittag ein unerwartetes Paket aus der Packstation bei mir um die Ecke befreien konnte, huschte schon bei Anblick des Klebebandes ein Lächeln über mein Gesicht: Mackmyra. Die werden doch wohl nicht? Doch, werden sie. Mir einfach so die neue Abfüllung Mackmyra Limousin schicken, die in den letzten beiden Wochen nicht nur ganz ordentlich beworben wurde, sondern bei mir als bekennendem Marketingopfer schon dafür gesorgt hatte, dass ich die Abfüllung, die erst am 09.03. erscheint, vorbestellt hab. Jetzt hab ich demnächst dann wohl zwei Flaschen davon.

Was mich an der Abfüllung gereizt hat? Tatsächlich Mehreres: zum einen soll es die letzte Abfüllung aus der bisher zweimal jährlich erscheinenden Serie Säsongswhisky sein, die so hochspannende Whiskys wie den Blomstertid, den Grönt Te, den Björksav oder den Jaktlycka hervorgebracht hat. Alle speziell, oftmals schräg, aber immer irgendwie lecker und auf jedem Tasting eine Überraschung für die Teilnehmer. Weitere limitierte Abfüllungen der schwedischen Brennerei soll es weiterhin geben, aber diese spezielle Serie ist nun offensichtlich beendet. Schade, aber da ich in den letzten Jahren so viele dieser Säsongswhisky probiert hatte, wollte ich die letzte Ausgabe natürlich nicht missen.

Auf die Abfüllung heiß gemacht, hat mich auch der 13 Jahre alte Brukswhisky, der neulich erschien, so ein feiner, süffiger Sommerdram ist und ähnlich lange gelagerten Whisky, wie der Limousin enthält, was ich vorher bei Mackmyra noch nicht hatte. Was mich noch gereizt hat? Die Zusammensetzung der Abfüllung selber: 40% Whisky, der seit 2008 in First Fill Cognacfässern von Ferrand lagerte. First Fill Bourbonfässer aus 2007 und 2008. First Fill Oloroso aus 2008-2015. Whisky aus 2012-2016, der in Kirsch- und Waldhimbeerweinfässern lagerte. Whisky aus 2010-2015 aus First Fill American Oak. Insgesamt einfach eine schräge Mischung, bei der für mich persönlich die Aussicht auf die Cognac- und die Kirsch/Himbeerweinaromen ganz vorne stehen.

Genug Vorgeschichte, hier fix die noch fehlenden Rahmendaten: wie gewohnt 46,1% Alkoholgehalt (geistige Notiz für mich: irgendwann mal rausfinden, warum Mackmyra so häufig diesen schrägen Alkoholgehalt hat), 16.000 Flaschen, UVP 60,49€.

Aroma:

Eine angenehme Mischung aus Süße, Frucht und Kräutern kommt mir sofort offensiv aus dem Glencairn entgegen: Vanille, Preiselbeeren, Aprikosenmarmelade, Zimt, Lakritz, Heidekräuter und saure Mandarinen dominieren den ersten Eindruck. Helles Holz, Muskatnuss und Rosenblätter (?) befinden sich im Hintergrund, während der Whisky weiterhin kräftig aus dem Glas schiebt. Rein von der Nase her eher ein Whisky für die wärmeren Tage.

Geschmack:

Meine Zunge meldet mir schnell ein „süß, kräutrig, würzig, staubtrocken“ zurück und speichert den ersten Schluck direkt mal unter „sehr angenehm“ ab. Ab dem zweiten Schluck geht es ans Aufschlüsseln der Aromen: Vanille und Aprikosen, verkohltes Holz und Ingwer, Biskuitteig und grüne Äpfel, Backpflaumen und Rosen, Nougat und Orangen, Heide und hmm….vielleicht Safran (Anders bekomme ich die Bitternote nicht eingeordnet)? Eine sehr wilde Mischung von Aromen, die aber zueinander passen und sich nicht gegenseitig ruinieren. Sehr trocken.

Abgang:

Mittellang, mit Edelbitterschokolade und Mandarinenschalen, Walnüssen und dunkler Eiche sowie einer Trockenheit, die einem die Wangen ordentlich nach innen zieht.

Fazit:

Wie in der Säsongswhisky-Serie gewohnt, bekommen Nase und Gaumen mit dem Limousin mal wieder sehr ungewöhnliche Eindrücke präsentiert, wie man sie sonst normalerweise nicht erhält. Bittersüß und staubtrocken, fruchtig-herb und würzig. Die klassisch vanillig-blumig-fruchtigen Noten eines Cognacs, verbunden mit dem typisch würzig-beerigen Mackmyra-Stil und einem ordentlichen Anteil Eiche. Gefällt mir das? Spannende Frage. Irgendwie ja, weil es meinen Sinn für schräge Abfüllungen und neue Geschmäcker anspricht. Irgendwie nein, weil es mir persönlich einen Tick zu viel Holz hat. Irgendwie ja, weil mir die ungewöhnlichen Fruchtnoten gefallen. Irgendwie nein, weil diese Bitternoten, die ich mal als Safran bezeichnet hab, nicht an jedem Tag passen werden. Irgendwie ja, weil es sich so schön in die Säsongswhiskys einreiht und definitiv einen würdigen Abschluss bildet. Insgesamt werden ich an diesem Whisky vermutlich meine Freude haben, wenn ich ihn an den richtigen Tagen einsetze: mit Handwärme abends auf der Terrasse.

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