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Inchgower 13 Jahre - First Fill Oloroso

Juni 28, 2022

Inchgower 13 - First Fill Oloroso - Anam na h-Alba

Vor ein paar Jahren hab ich begonnen, mir über verschiedene Anbieter Fassanteile an völlig unterschiedlichen Whiskys zu sichern. Dabei hab ich mir auch Anteile an Fässern gesichert, die gar nicht mal wirklich meinem Geschmacksprofil entsprechen, aber ich wollte einfach von allem etwas haben. Aus einem dieser Fassanteile bei Tom Skowronek und Anam na h-Alba kam nun neulich dieser 13 Jahre alte Inchgower in Fassstärke aus einem First Fill Oloroso Butt. Inchgower ist eine Brennerei, die ich für ihre in der Speyside so untypischen würzig-maritimen Noten sehr mag. First Fill Oloroso ist dagegen überhaupt nicht meine Komfortzone, aber vielleicht klappt es ja trotzdem.

Die kompletten Rahmendaten: 10.12.2008-28.01.2022, 13 Jahre also, 56,6% Alkoholgehalt, 340 Flaschen. Preis pro Flasche aus dieser Fassteilung war ohne Versand 58,72€, was wohl inzwischen als Schnäppchen gelten darf. Trotz einem First Fill Oloroso ist der Whisky erstaunlich hell: goldgelb mit leichtem orangen Einstich.

Aroma:

Der Sherryeinfluss lässt sich keine Sekunde leugnen, denn mir schlagen sofort mit Alkohol vollgesogene dunkle Kirschen, überreife Himbeeren und klebrige Himbeeren, aber auch Haselnüsse, Dörrpflaumen, Vanille, Balsamico, Mokka und abgeranztes Leder entgegen. Insgesamt fruchtig-süß, fast zuckrig, voluminös und mit fast untergehender Fassstärke. Vom klassischen Inchgower-Profil ist leider nix zu merken.

Geschmack:

Beim ersten Schluck kommt die Fassstärke dann aber durch, so dass ich diesen Schluck erstmal nur hinnehme, damit mein Gaumen sich dran gewöhnt, und mich für die Notes auf den Zweiten konzentriere. Staubtrocken, mit einer Nuss-Tabak-Leder-Mischung, raumgreifend, mit hellem Holz, Karamell, Mokka und Eukalyptus. Außer dem Olorosofass zeigt sich hier nun auch minimal ein anderer Einfluss, allerdings mit Noten von Kreide, Salz und Heidekräutern eher im Hintergrund. Das Sherryfass ist hier schon dominant.

Abgang:

Mittellang, Bitterschokolade, dunkle Früchte, helles Holz, kalter Kaffee, trocken, leichter Chili-Catch

Fazit:

Dieser Inchgower hat alles, was ich an einem Sherrywhisky nicht mag, aber ich kann trotzdem objektiv sagen, dass es eine richtig gute Abfüllung ist. Was ich daran nicht mag: mein geliebter Inchgower ist einfach nicht erkennbar und überspitzt formuliert könnte ich nicht sagen, ob hier ein Inchgower, ein Balblar, ein St. Kilian oder ein Oldesloer Doppelkorn als Grundlage für die Oloroso-Reifung gedient hat. Was ich daran mag: dieser Whisky ist ganz klar eine Sherryfassreifung, wie sie sein muss. Ich hab in den letzten Jahren mitbekommen, welche Sherryprofile funktionieren, auch wenn ich die selber nicht mag, und dieser Inchgower gehört mit seinen überbordenden Aromen und seiner staubtrocken-ledrig-bitterern Nussigkeit definitiv dazu. Den werde ich immer mal wieder Freunden anbieten, denen solche Art Whisky zusagt, und regelmäßig selber probieren, wie er sich mit mehr Zeit und Luft macht. Kein perfektes Match für mich, aber auch weit an einer Fehlinvestition vorbei.

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