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Glen Keith 19, Clynelish 17, Aberfeldy 14

Mai 01, 2022

Lady of the Glen Part III

Ich trinke mich weiter durch meine Lady of the Glen-Samples, die ich vor bestimmt 12 Monaten mal erworben habe und die mir jetzt wieder in die Hände gefallen sind. Diesmal gibt es drei reine Bourbonfassreifungen:

Ein 19 Jahre alter Glen Keith, 51,1%, 261 Flaschen
Ein 17 Jahre alter Clynelish, 54,9%, 267 Flaschen
Ein 14 Jahre alter Aberfeldy, 56,8%, 184 Flaschen

Hab die drei Samples einfach stumpf nach Alkoholgehalt sortiert getrunken, weil ich keine weiteren Infos zu den Abfüllungen habe. Die beiden letzten Male hatten mich die Samples von Lady of the Glen durchweg begeistert und ich bin daher sehr gespannt, ob auch diese Whiskys das bisher hohe Niveau halten können.

Aroma:

Glen Keith:

Das sind mal richtig klassische Noten einer älteren Bourbonfassreifung zusammen mit einer typischen Glen Keith-Nase, die mir da entgegenspringen: Vanille und Heidekräuter vermengen sich mit Ananas, Limetten und Papaya, grüne Äpfel und Gras sind klar erkennbar und eine feine Honignote gibt es noch oben drauf. Mächtig lecker.

Clynelish:

Auch hier sind die Noten fast schon vorhersagbar klassisch: Zitronen und Vanille mit dem so typischen Clynelish-Wachs, Pfirsich und Honig, dazu noch ein nasser Stein. Einzige Überraschung: für fast 55% ist der Dram erstaunlich schüchtern.

Aberfeldy:

Was soll ich groß sagen: wieder ist die Nase genau so, wie ich es erwartet hab, nämlich mit ordentlich Bourbonfasscharakter und den typischen Brennereinoten durchsetzt. Mirabellen, Pfirsich, Ingwer, Birnen und Zitronengras führen die fruchtig-tropischen Aromen an, während Vanille, Toffee und Mürbeteig die klassische Aufwartung machen. In der Nase klar der schärfste Whisky von den Dreien.

Geschmack:

Glen Keith:

Der Dram legt sich sehr ölig auf die Zunge und begleitet von deutlich vorstechenden Noten wie Vanille, Apfel, Mirabellen, Keksen und Wildkräutern zeigt sich der Glen Keith als toller, würzig-trockenerer Frühlings- und Sommerwhisky. Verkohltes Holz, Orangenschale, Pfeffer und eine Blumenwiese gibt es gegen Ende noch oben drauf, was die Abfüllung fast elegant bitter werden lässt.

Clynelish:

War der Clynelish noch sehr schüchtern in der Nase, knallt er mir durchaus kräftig auf die Zunge und zeigt seinen Alkoholgehalt. Die pfeffrige Schärfe lässt mich kurz zurückzucken, aber dann zeigt der ölige Dram seine eigentlichen Noten: Küchenkräuter, Honig, morsches Holz, Wachs, Kampfer, Tabak, Ruß, Vanille und Nüsse präsentieren eine eigenwillig wachsig-würzige Note, die gut zu Clynelish passt.

Aberfeldy:

Nachdem der Clynelish vorher meine Zunge schon ein bisschen überfahren hatte, kommt der Aberfeldy trotz 56,8% fast mild daher. Eukalyptus und Wildblumen, grüne Äpfel und Aprikosen, Heide und Tannennadeln, dunkle Schokolade und Karamell sowie Eiche. Sehr rund, sehr angenehm.

Abgang:

Glen Keith:

Lang, mit Bitter Lemon, Eichenwürze, Möbelpolitur und Muskat

Clynelish:

Mittellang, pfeffrig-wachsig-salzig, Walnussschalen, Kräuterhonig

Aberfeldy:

Mittellang, mit jetzt doch noch auftretender alkoholischer Schärfe, Minze, würzigem Holz, Zitrone und Honig

Fazit:

Das sind mal drei ganz klassische, typische Bourbonfassabfüllungen, wie man sie solider kaum haben kann: der Fasscharakter ist immer klar erkennbar, läßt aber den typischen Brennereinoten ihren Raum. Für mich ganz vorne der Glen Keith, der zusätzlich zu seinem Alter von 19 Jahren auch noch mit dem mit Abstand besten PLV punkten kann, denn der ist aktuell noch für 97 € zu bekommen. Auf Rang zwei bei mir der Aberfeldy: völlig in Ordnung, typisch, klassisch, trotz Fassstärke fast süffig. Aktuell noch für etwa 105 € zu kriegen und damit zumindest kein Schnäppchen mehr. Der Clynelish ist grundsätzlich absolut solide und sehr schön trinkbar, mir aber auf den ersten Eindruck ein bisschen zu scharf. Da ich mir von allen drei Drams damals nur zwei cl gekauft habe, hab ich auf Wasserspiele verzichtet, die dem Clynelish vielleicht gutgetan hätten. Der ist übrigens höchstens noch auf dem Zweitmarkt über Auktionen zu bekommen. Insgesamt gilt mal wieder: Lady of the Glen macht da durchaus feine Sachen.

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