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Fading Hill - #freecask337 und Tasting

Aug. 30, 2022

Fading Hill – Birkenhof Brennerei

Vorab: dieser Beitrag besteht aus einer Beschreibung des gesamten Tastings bei der Birkenhof Brennerei und (weiter unten) längeren Notes zur hervorragenden Abfüllung „#freecask337“

 

Es ist schon diverse Wochen her, da bekam ich eine Einladung zu einem Online Tasting der Birkenhof Brennerei, die einer großen Gruppe von Bloggern und YouTubern ihre unter der Marke „Fading Hill“ abgefüllten Whiskys vorstellen wollte. Solche Veranstaltungen gibt es regelmäßig, aber ich sage die allermeisten davon ab, weil ich Abends unter Woche im Normalfall einfach keine Zeit dafür habe – Familie und Sport gehen da vor. Diesmal hatte ich zum Tasting-Termin allerdings zufällig Urlaub und da ich letztes Jahr im November bei einem befreundeten Whisky-Genießer schon mal einen schönen Dram der Master Edition von Fading Hill zu mir nehmen konnte, der mich sehr neugierig gemacht hatte, sagte ich zu. Kurze Zeit später kam dann auch ein richtig schickes Paket mit fünf Samples, Informationen zur Brennerei, einem eigenen Nosingglas, Kugelschreiber und noch viel mehr.


Am Abend des Tastings, der auch schon wieder fast vier Wochen her ist, war ich dann erstmal mächtig überrascht, wie viele mir bekannte Blogger und YouTuber sich in dem Online Meeting eingefunden hatten, denn wir waren gefühlt 40 Personen. Entweder ist das bei diesen Tastings immer so (Wie oben geschrieben, sage ich ja die meisten ab) oder Fading Hill hat außer mir auch noch bei vielen anderen einfach großes Interesse geweckt. Steffi Klöckner, ihres Zeichens Geschäftsführerin der Brennerei, führte u.a. mit ihrem Sohn Jonas, dem Destillateurmeister, durch den sehr kurzweiligen Abend. Steffi moderierte das Tasting und die Hintergrundgeschichte der Brennerei im Hauptraum, während Jonas zwischen den Drams immer wieder aus verschiedenen Räumen der Brennerei live für Erläuterungen zugeschaltet wurde. Das Konzept gefiel mir schon mal super.

 

Die Verkostung der Whiskys begann mit dem Single Rye Whisky von Fading Hill, 45% Alkoholgehalt, gereift in Bourbon- und Olorosofässern. Rye ist nicht immer meins, aber dieser hier war völlig ok: cremig, mit dunkler Schokolade, Honig und den versammelten Kräutern aus unserer Küche sowie Muskat, Rosinen, weißem Pfeffer und Kirschen. Jonas hatte uns vorher in einer Schalte aus der Produktion erläutert, dass der Rye aus grüner Roggenmaische hergestellt wird und noch einige weitere kleine Produktionsdetails verraten.


Im Anschluss gab es, diesmal begleitet von einer Schalte aus dem Maischeraum, den Single Malt Whisky des Hauses: 46% Alkoholgehalt, minimal rauchig und zusammengesetzt aus Port-, Bourbon-, Oloroso- und American Oak-Fässern. Während ich den Whisky verkostete, machte Jonas mit einer Aussage bei mir Eindruck, die ich als sehr prägnant empfand: der Deutsche Destillateur ist es gewohnt, sehr sauber und rein zu brennen und nur die feinen Aromen mitzunehmen, weshalb deutscher Whisky gerne diese Obstler-Note hat. Er musste beim Whisky erstmal lernen, deutlich unsauberer zu brennen und durch späteres Setzen des Cut Points auch die kräftigen, dreckigen Aromen mitzunehmen, weil er nur so einen klassischen Whisky herstellen könne. Natürlich spielen hier auch unterschiedliche Brennblasen im Gegensatz zu schottischem Whisky, klimatische Gegebenheiten und jahrhundertelange Tradition eine Rolle, aber mir hat selten eine Erklärung derart eingeleuchtet. Der Single Malt selber war sehr fruchtig mit einem starken Einfluss des Port-Fasses, welcher sich in Kirschen, Kakao, Rosinen, Heide und Malz hervortat. Für einen etwa viereinhalbjährigen Whisky ist der mal echt lecker und ich kann es kaum erwarten, dass hier mal ein Single Malt mit 10+x Jahren erscheint. Das wird gut.

 

In der nächsten Schalte sprach Jonas ausführlich über das Rauchmalz der Brennerei und dessen Auswirkungen, während wir nebenbei den Peated Single Malt verkosteten. In unserem Sample befand sich hier noch eine Abfüllung mit belgischem Rauchmalz, welches sich aber als „nicht rauchig genug“ erwies, so dass der Birkenhof inzwischen schottisches Malz mit 50ppm verwendet. Der verkostete Peated Whisky war 4 Jahre alt, hatte 46% Alkoholgehalt und war zusätzlich einem Finish in einem Ex-Laphroaig-Fass unterzogen worden. Im ersten Moment kommt der Whisky erstaunlich fruchtig und leicht rüber und bringt Eukalyptus und Heu mit. Im Laufe des Verkostung gab es dann dezenten Rauch, Minze, angebrannte Äpfel, Johannisbeeren und Karamell sowie verkohlte Eiche.

 

Nun sollte es ins Fasslager gehen, aber ich muss gestehen, dass ich von dem bereits vor mir im Glas weilenden Sample aus dem Fass 337 derart eingenommen war, dass ich an dieser Stelle nicht sauber zugehört hab. Die Notes zu diesem Whisky gibt es ganz ausführlich weiter unten. Ich vermag allerdings vorwegzuschicken, dass dieses Sample die versammelten Blogger und YouTuber derart begeisterte, dass bereits nach kurzer Zeit der Hashtag #freecask337 durch die sozialen Netzwerke geisterte, so dass das Team vom Birkenhof letztlich klein beigab, das Fass abfüllte und den Prozess dazu mit tollen Videos begleitete. Notes weiter unten.

 

Zum Abschluss gab es dann ein Sample des Single Casks 693: 53% Alkoholgehalt, sechseinhalb Jahre alt, erst im Bourbonfass gelagert und anschließend in ein First Fill PX Sherryfass umgefüllt – Gemeinhin wird eine derartige Abfüllung unter „Sherrybombe“ geführt, die genau das enthielt, was sie versprach: Sherry, Sherry, Sherry und nochmal Sherry. Wer meinen Blog häufiger liest, der weiß, dass ich derartigen Abfüllungen sehr kritisch gegenüber stehe und auch diese bildete keine Ausnahme: sowas mag ich einfach nicht. Was ich aber trotzdem sagen kann: dieses Single Cask hat all die Aromen, die es braucht, um Liebhaber dieser Art von Whiskys zu begeistern. Rote Früchte ohne Ende, Nüsse, Minze, Tabakkrümel, dunkle Eiche, Weingummi und Schokolade. Wer darauf steht, der sollte diese Abfüllung unbedingt kaufen.


Alles in allem: ein toller Abend, der mir eine Brennerei derart gut näher gebracht hat, dass ich durchaus gierig auf die nächsten Abfüllungen von dort gucken werden. Deutscher Whisky kann was……und jetzt: Fass 337

Fading Hill – 7 Jahre – 55,7%


Drei Jahre gereift im First Fill Virgin Oak, dann umgelagert in ein Fist Fill Bourbon Barrel.


Aroma:

 

Mir springen direkt saure Äpfel, Zitronengras, saftige Birnen, überreife Orangen und Karamell entgegen. Mit ein bisschen mehr Zeit kriechen noch ein wenig Ananas, Leder, Honig, frisch abgebrochene Äste und Heidekräutern aus dem Glencairn. Die 55,7% sind durchaus klar erkennbar, fügen sich aber sauber in den Whisky ein und machen sich letztlich nur durch eine leichte Eukalyptusnote und ein wenig Ingwer bemerkbar. Rundherum schon mal eine richtig schöne, klassische Nase einer Bourbonfassabfüllung. Es ist bekannt: das mag ich sehr.

 

Geschmack:

 

Kaum ist der Whisky auf Zunge und Gaumen angekommen, fange ich an zu lächeln und zu genießen. Lecker. Richtig lecker. Ach ja, ich wollte ja Notes schreiben. Also gleich noch ein Schluck. Maracuja, Passionsfrucht, Pfirsich und Aprikosen zeigen sich als Erstes und lassen den Fading Hill schon mal irgendwie tropisch wirken. Obendrauf gibt es Früchtebrot, frischen, leicht scharfen Ingwer, einen Hauch von Leder, Milchschokolade und Sahne. Immer noch toll.

 

Abgang:

 

Lang, staubtrocken, warm und tropisch. Wieder Maracuja, dazu Ananas und überreife Orange mit weißem Pfeffer, Vanille, Muskat, dunkler Schokolade und dezenter Eiche.

 

Fazit:

 

Ich fasse mich hier angesichts des schon ewig langen Beitrags mal kurz: aus meiner Sicht der bisher großartigste deutsche Whisky, den ich je verkostet hab. Wenn ihr in diesem Jahr auch nur einen deutschen Whisky kaufen wollt, dann diesen. Die 69,95€ sind großartig angelegt.


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