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Dimple 12 Jahre - 1970er

Juni 07, 2020

Dimple 12 Jahre - 1970er

Heute gibt es mal einen alten Whisky, den ich mir im Rahmen einer Auktion gejagt hab: ein Dimple 12 Jahre, abgefüllt irgendwann zwischen 1970 und 1974, wie sich anhand Importeur, Ziffern auf dem Etikett und nicht vorhandenem Barcode in etwa schätzen lässt. Der jüngste Whisky in diesem Blend wurde also irgendwann zwischen 1958 und 1962 gebrannt und damit kann ich mir sicher sein: sowas Altes hatte ich noch nie im Glas.

Dimple gibt es seit 1893 in der berühmten dreikantigen Flasche und zumindest der Dimple 15 wird ja damit beworben, dass er angeblich 35 verschiedene Whisky enthält. Der 12er vor mir im Glas ist vermutlich etwas einfacher gehalten, aber wie bei jedem Blend wird natürlich auch hier die Zusammensetzung nicht veröffentlicht. Glenkinchie und Linkwood sind drin, dass ist allgemein bekannt, Lagavulin, Dalwhinnie und rauchiger Cragganmore ebenfalls, hab ich mal gelesen. Mein Dram kam jedenfalls gesichert mit 40% Alkohol in die Flasche und wurde gefärbt.

Aroma:

Eine deutlich dominierende, süßliche Beerennote, leichter Rauch und Muffigkeit erreichen als Erstes meine Nase. Die Beeren deuten darauf hin, dass einer der beteiligten Whiskys im Sherryfass gelagert wurde. Nach ein wenig Zeit im Glas landen in meiner Nase noch Eichenwürze, überreife Apfelsinen, Honig und Walnüsse.

Geschmack:

Ich hatte lange keinen Whisky mit 40% mehr im Glas, daher tue ich dem Dimple wahrscheinlich unrecht, wenn ich ihn als wässrig bezeichne, aber das leider mein erster Eindruck. Er braucht Zeit, um sich im Mund auszubreiten und bringt dann süßlichen und nussigen Noten, Rauch und Ingwer mit. Der Rauch erinnert dabei in seiner aschig-malzigen Art an Caol Ila. Als weitere Noten zeigen sich noch muffige Eiche, Wachs, Rosinen und Zitronenschale. Der Dimple gibt insgesamt ein sehr öliges, aber auch dreckiges Mundgefühl.

Abgang:

Gerade noch mittellang, bleiben im wesentlichen verbranntes, aschiges Malz, Eiche, Muskatnuss und eine schwere Süße am Gaumen kleben. Ganz zum Schluss überrascht mich noch eine leicht pfeffrige Schärfe.

Fazit:

Ölig, cremig, leicht rauchig,mit kräftigen Sherrynoten und immer irgendwie eine Anwandlung, dreckig zu sein. Durch den für meinen persönlichen Geschmack viel zu präsenten Sherry (oder das Paxarette, wer weiß das schon) landet der Dimple am Ende etwas außerhalb meiner Komfortzone, aber ich kann klar sehen, warum er so gemacht ist, wie er ist: er ist sowohl gefällig als gleichzeitig auch nicht zu eindimensional, wie ein ganz einfacher Blend. Er täuscht durch sehr viele vorhandene Geschmäcker Komplexität vor. Ist ok, kann man gut trinken. Bin froh, diesen alten Dimple mal probiert zu haben, aber werde mir sicherlich keine zweite Flasche kaufen.
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