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Aberfeldy 1966 - 16 Jahre

Feb. 21, 2021

 Aberfeldy 1966 - Connoisseurs Choice

Es ist mal wieder Zeit einen etwas älteren Mini zu öffnen und diesmal hat es einen Aberfeldy aus dem Jahr 1966 getroffen: abgefüllt wurde er nach 16 Jahren mit 40% Alkoholgehalt von Gordon & MacPhail in der Connoisseurs Choice-Serie. Leider ist über die genutzten Fässer nichts bekannt, aber sobald der Whisky im Glas ist, beginnt ein richtig fetter old-school Sherrygeruch den Raum zu füllen, was in Verbindung mit der satten braun-goldenen Farbe eventuell einen klitzekleinen Tipp geben kann.

Aroma:

Nach 25 Minuten im Glencairn und mit dem bereits erwähnten Sherrygeruch im Raum traue ich mich erstmalig meinen Zinken ins Glas zu stecken, weil ein Whisky, der fast 40 Jahre in der Flasche war, nach meiner Erfahrung immer ordentlich Zeit braucht, um sich zu öffnen. Der Aberfeldy hat im ersten Eindruck für seine gerade mal 40% ordentlich Kraft, wirkt ölig und wie ein warmer Herbsttag. Der klassisch, muffig-pappig-staubige old bottle flavour hält sich sehr im Hintergrund und gibt verschrumpelten Rosinen, Muskat, Wal- und Haselnüssen sowie Kräuterhonig ordentlich Raum. Dunkle, alte Eiche, Karamell, Röstaromen und auch ein wenig Leder lassen sich nach einiger Zeit ebenfalls noch finden. Dieser alte Aberfeldy hat im Geruch echt Power.

Geschmack:

Auch im Mund ist der Whisky ölig, warm, fruchtig und würzig und hat auch hier im ersten Moment so richtig Kraft. Weißer Pfeffer, Muskatnuss, bittere Orangenmarmelade, stark geröstetes Malz, Espresso, Pflaumen und Kräuterhonig vermischen sich zu einem richtig klassischen alten Malt. Im zweiten und dritten Schluck werde diese Geschmäcker noch um Kirschen und alte Eiche ergänzt.

Abgang:

Bestenfalls mittellang bleibt der Aberfeldy im Mund und bringt hier zum ersten Mal die muffig-staubig-feuchten Noten eines Whiskys mit, der lange in der Flasche war. Dazu kommen klare Röstaromen, wieder jede Menge Muskat, eine feine Säure, die am ehesten an Orangen erinnert, ein uraltes, brüchiges Stück Holz, Tabak und wochenlang in Alkohol gelagerte Zwetschgen. Er klingt am Ende leicht pfefferig, trocken und malzig am Gaumen aus.

Fazit:

Normalerweise bin ich überhaupt kein Fan von stark sherrylastigen Whiskys und daher war ich direkt nach dem Öffnen der Miniatur erstmal ein bisschen abgeschreckt, aber dieser alte Aberfeldy hat mich tatsächlich absolut überzeugt, dass auch Sherrybomben richtig lecker sein können. Obwohl er überhaupt nicht meinem grundsätzlichen Geschmacksprofil entspricht, ist das ein echter Kracher. Wenn ihr davon noch eine Miniatur oder einen Dram aus der Großflasche ins Glas bekommt, dann genießt ihn, aber lasst euch Zeit. Die braucht er nämlich und hat sie auch verdient. Geil.
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