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Glenlivet 17 Jahre

Juli 22, 2020

Glenlivet 17 Jahre - Bordershop Festivalabfüllung 2020

Ich hatte mir für dieses Jahr erstmalig den Besuch des Bordershop-Festivals in Puttgarden auf Fehmarn vorgenommen und war natürlich traurig, als (völlig zu recht) wegen Corona die Absage erfolgte. Über einen tollen Whisky-Dealer konnte ich aber immerhin einen Sample der geplanten Festivalabfüllung ergattern: Glenlivet, 17 Jahre, abgefüllt mit 48,9% aus einem American Oak Barrel. Das klingt für mich erstmal nach feinen Rahmendaten. Habe mir den Dram nun eingeschenkt und träume einfach, ich wäre vor Ort.

Aroma:

Kräftige Pfirsich- und Mirabellennoten springen mir entgegen, ebenso wie Vanille und Waldhonig. Eine leicht bittere Würze wird dazu von Zitronen, Malz und einer pfeffrigen Holznote begleitet. Je länger der Dram im Glas ist, umso mehr übernimmt eine säuerlich-holzige Würze die Regie und wird von den süßen Früchten nur noch leicht ummantelt. Mit ein paar Tropfen Wasser deutlich süßer und mit weniger Bitternoten.

Geschmack:

Der Glenlivet hat Kraft, Wärme, Schärfe. Er ist ölig, aber trotzdem sehr sauber und klar im Geschmack. Aprikosen, Pfeffer, Bananen, bittere Eichenwürze, herber Zitronensaft, Malz, Koriander und eine ordentliche Trockenheit füllen den Mundraum aus und saugen die Wangen nach innen. Mit ein paar Tropfen Wasser wird er zu einer verwirrenden Mischung aus weich und scharf.

Abgang:

Orangen, Malz und herbe Eiche verbunden mit einer undefinierbaren Kräuternote beherrschen den langen, scharfen und trockenen Abgang. Wasser macht ihn noch schärfer und wärmer.

Fazit:

Dieser Dram taugt auf jeden Fall nicht dazu, auf der Terrasse sitzend in den Sonnenuntergang zu gucken oder sich anderweitig zu entspannen, den dieser Glenlivet verlangt volle Aufmerksamkeit. Er ist mit Sicherheit nicht zur Altersmilde übergegangen oder gar süffig geworden, sondern trotz nur 48,9% ein ziemlich wildes Biest. So hatte ich Glenlivet nicht Erinnerung. Manchmal bin ich in Stimmung für so einen herben, süß-sauren Dram, manchmal nicht. Nach dreimaligem Verkosten an drei verschiedenen Abenden steht es 2:1 für „mag ich“. Die derzeit geforderten grob 200 € ist er meines Erachtens nicht wert, aber er ist so ungewöhnlich, dass sich ein Probieren lohnt.
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