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Glenfiddich 19 Jahre - Age of Discovery

Juli 03, 2022

Glenfiddich 19 - Bourbon Cask - Age of Discovery

Schon seit ein paar Jahren stand die zumindest schon mal äußerlich großartige Bourbon Cask-Abfüllung aus der Age of Discovery-Serie von Glenfiddich bei mir im Schrank und irgendwie hab ich es nie übers Herz gebracht, ihn zu öffnen, weil ich wusste, ich würde ihn dann leeren und die schick anzuschauende Verpackung entsorgen.

Die Age of Discovery-Serie feiert mit verschiedenen Abfüllungen das Zeitalter der Entdeckungen und damit die europäischen Seefahrer des 15ten und 16ten Jahrhunderts. Die Bourbon Cask-Abfüllung stellt hierbei auf die Entdeckung Nordamerikas ab. Es handelt sich um einen 19 Jahre alten Whisky, der mit 40% Alkoholgehalt in eine unbekannte Anzahl an Flaschen gefüllt wurde. Ich dürfte den damals für etwa 99 € erworben haben, inzwischen geht der auf Versteigerungen für grob 135 € weg, was also bedeutet: trotz hohem Deko-Faktor haben wir hier offensichtlich kein Sammlerobjekt. Beim Öffnen ist mir leider der Korken zerbröselt.

Aroma:

Der geringe Alkoholgehalt macht diesen Whisky gleich mal zu einer sehr schüchternen Abfüllung, die sich nur langsam aus dem Glencairn an meine Nase traut. Im ersten Eindruck ist der Dram leicht muffig-vanillig, mit grünen Äpfeln, Papaya und einer feuchten Frühlingswiese. Frisch abgebrochene Zweige, Heidekräuter, Zitronengras und Mandarinen im Hintergrund unterstreichen hier einen sanften Frühlingsdram, der erstmal sehr schlicht rüberkommt, aber trotzdem so einiges zu bieten hat. Ein wenig Handwärme entlockt dem Glenfiddich zusätzlich noch ein paar pfeffrige Aromen.

Geschmack:

So fein und leicht wie in der Nase ist er für mich fassstärkeversauten Whiskytrinker auch am Gaumen. Den ersten Schluck behalte ich lange im Mund und lasse den Whisky erstmal auf mich wirken, bevor ich mit dem zweiten Schluck intensiver nach Aromen suche. Die Kombination aus einer leichten, frischen Eukalyptusschärfe und angebranntem kalten Kaffee mit Kardamon, Muskatnuss und Vanille zeigen den Dram deutlich weniger locker-leicht und flockig, wie es die Nase erwarten ließ. Die süßen, fruchtigen Aromen blitzen zwar mit Honig hellen Trauben immer wieder auf, aber es dominiert eher eine feine Bittersüße. Auch Eiche, Bitter Lemon, Malzbonbons und Heidekräuter verstecken sich nicht und bescheren diesem eigentlich so sanften Whisky noch mehr an erkennbaren Aromen. Zart, zerbrechlich, bittersüß, komplex.

Abgang:

Im Finish ist dieser Glenfiddich kaum zu greifen und nach kurzer Zeit weg. Hier macht sich die Kombination aus der Sanftheit der Abfüllung und der geringen Alkoholstärke bemerkbar. Ein wenig Kaffee, Nougat, trockene Wärme und morsche Eiche zeigen sich kurz und dann blendet der Whisky schnell aus.

Fazit:

Ein Fazit fällt mir irgendwie schwer. Der Whisky ist definitiv lecker und hat mächtig viel zu entdecken, wenn man sich mit ihm beschäftigen möchte, aber er ist halt sehr zart und schüchtern und verlangt daher viel Aufmerksamkeit. Mein erster Reflex war das klassische „10% mehr Alkoholgehalt hätten ihm gut getan“, aber das trifft es auch nicht, denn dieser Glenfiddich besticht ja gerade dadurch, dass er sehr sanft und gleichzeitig sehr komplex sein kann, was die erhöhte Trinkstärke ihm ausgetrieben hätte. Der Whisky ist insgesamt wirklich gut, aber reißt mich auch nicht vom Hocker, wobei ich letztlich gar nicht richtig definieren kann, woran das liegt, denn alles an ihm passt eigentlich zusammen.

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